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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 104
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schmückte Straßen, in denen Militär, Klerus und Volk Spalier standen, zum
Neckar zog und schön gezierte Boote bestieg, die mit Musik zum eigentlichen
Jagdrevier fuhren. „Als man am Ziele angelangt war, erblickte man einen hohen
steilen Berg, von dem Bäume und Gestrüpp entfernt waren und den man
wie eine Gartenanlage mit Arabesken aus vielfarbigen Erdarten und einer Anzahl
bemalter Statuen verziert hatte. Auf dem Gipfel des Berges war ein großes
Tor aus Laubwerk, aus dem das von etwa 80 Jägern in grünen, silbergestickten
Uniformen bewachte Wild hervorbrechen sollte. Unten am Ufer war
ein bemalter Holzbau aufgeführt, der einen Palast mit einer Säulenhalle vorstellte
. An beiden Ecken des Palastes waren Pavillons mit Balustraden, in denen
sich die Musikanten aufstellten. Im Flusse sah man ein Gerüst, das mit
Ornamenten und bemalten Figuren verziert war. — (...) Als das Zeichen zur
Jagd gegeben war, begann man aus dem Tore auf der Höhe die Hirsche in
Trupps von 12, 15 und 20 herauszutreiben. Sie wurden von den Treibern zum
Tore des am Fluß gelegenen Gebäudes gedrängt, wo sie sich in das Wasser
warfen. Sie schwammen dann an dem Zelt vorüber, wo die zwei Kurfürsten
mit Büchsen auf sie schössen. Sobald ein Tier getroffen war, eilte eine Barke
mit einem Jäger herbei, der den Hirsch beim Geweih ergriff und an das Ufer
zog."8 Gewiß wäre dies ein Fest nach dem Herzen des Jägerlouis gewesen —
aber der Tod hatte ihm da schon die Büchse aus der Hand genommen.

Zum anderen wurde eben für diese Art von Jagd das Volk zu oft wochenlangen
Frondiensten herangezogen, das Wild dagegen dermaßen gehegt und gepflegt
, daß es zu einer wahren Landplage auswuchs. So berichtete Johann Peter
Franck, ein Arzt aus Bruchsal, er habe „in Baden-Badenschen Landen die
ganze Nacht hindurch die ermüdeten Untertanen in den Herbstzeiten auf ihren
Äckern wachen und sich einander zuschreien gehört, wodurch solche die
schädlichen Tiere in ihren Waldungen zurückzuhalten suchen"9. Auf andere
Art sich ihrer zu erwehren, war den Untertanen des Jägerlouis streng untersagt
— aber dies nützte nichts; zu groß war die Verzweiflung über das Unwesen
, zu groß auch die Versuchung, den schmalen Küchenzettel aufzubessern,
zumal das Wild nicht nur zahlreich, sondern auch fast zahm war. Ohne großen
Erfolg verkündete der Jägerlouis eine Verordnung nach der anderen. 1730
beklagte er, daß „von Unseren Orthenauischen Unterthanen auß der Wilderey
gleichsamb eine Profession, ohngeachtet deren so schwer darauff gesetzten
Poenal-Verordnungen gemachet werden will" und „daß fast gantze Dorffschafften
mit der Wilderey angestecket werden"10; die Übeltäter seien lebens-

8 Zit. nach Marx-Kruse/von Campe, a.a.O. S. 194. Vgl. u.a. auch den Bericht über eine Jagd, die 1779 in
Schwetzingen stattfand: „Die Schweine, Füchse, Tachse und Hasen wurden oben aus einem Pförtgen aus
den gemalten Bergen herausgelaßen und wenn sie sich in den Wegen, die von Brettern gemacht waren, häuften
, fielen oft 50, 60 herunter, daß die Erde krachte" (zit. nach Friedrich Wilhelm Utsch, Der Jäger aus
Kurpfalz. München 1913, S. 23); vgl. außerdem Richard Alewyn/Karl Sälzle, Das große Welttheater. Die
Epoche der höfischen Feste in Dokument und Deutung. Hamburg 1959, S. 19; Walter Horace Bruford,
Deutsche Kultur der Goethezeit. Konstanz 1965, S. 12—13.

9 Zit. nach Zollner, a.a.O. S. 353.
10 Zit. nach Rentsch, a.a.O. S. 303.

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