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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 136
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ser Art in der näheren Umgebung zurück37. Die Unternehmer sahen die Schuld
in erster Linie beim Landesherrn und seiner Amtskellerei in Ettenheim: Die
Abgaben waren zu hoch, der Pachtzins ebenfalls, die Straße von der Rheinebene
ins Münstertal war so schlecht, daß ein rascher und kostengünstiger
Materialtransport nicht möglich war, und die landwirtschaftlichen Flächen,
insbesondere die Reben und die Viehhaltung, waren wider Erwarten ertragschwach
. So erwiesen sich nicht nur der Ankauf von Klosterfahrnissen und
Vieh und die Miete für etliche Fässer als Fehlinvestitionen, sondern überhaupt
alle Aufwendungen in Ettenheimmünster. Erbost über dessen Weigerung, den
Pachtzins zu reduzieren und ihnen die Mahl- und die beiden Sägmühlen, die
wegen ihren Wasserrechten besonders interessant waren, zu verkaufen, drohten
Wunderlich und Herbst im August 1809 Karl Friedrich: Wir verlassen gern
ein Thal, in welchem wir uns nie einen Nutzen, vielmehr Verlust zu versprechen
haben, und diesen Beweis können wir alle Stunde liefern. Und verlangten
den Ersatz von Baukosten in Höhe von 15000 fl., wogegen der Domänenetat
geltend machte, daß er ihnen den größten Teil der Pacht einschließlich der
Zinsen gestundet hätte und sie der großherzoglichen Kammer über 11000 fl.
schuldeten. 1811 schließlich wurde die Gesellschaft für zahlungsunfähig erklärt
, was möglicherweise die Lahrer Handelscompagnie Lucas Fäsch zur Revision
ihres Plans bewog, zwischen Münchweier und St. Landolin eine Feilenfabrik
zu errichten38, und auch das Projekt einer Steinkohlenexploration im
Münstertal platzen ließ39.

Nachdem im selben Jahr ein Offenburger Kaufmann für die gesamte Klosteranlage
60000 fl. geboten hatte, jedoch ohne einen entsprechenden Kapitalnachweis
erbringen zu können, trat im ersten Inhaber des Lahrer Handelshauses
Helbing & Co. ein potenter Käufer auf den Plan, mit dem das Haus Baden
, dessen Etatlöcher sich Jahr für Jahr vergrößerten, schnell handelseinig
wurde — zumal Leonhard Helbing als Bürge der Compagnie Wunderlich &
Herbst auftrat40. Nach dem Vertrag vom 13. Januar 1812 kaufte er die gesamte
Abteianlage bei Duldung zweier herrschaftlicher Förster in derselben und
Offenhaltung der Hauptstraße einschließlich der Objekte, die Wunderlich und
Herbst in Pacht gehabt hatten, für 50000 fl., zahlbar in sechs Jahresterminen
bei einer fünfprozentigen Verzinsung der Restsumme, die eine Hälfte in klingender
Münze, die andere in Staatsobligationen. Im Kaufbetrag waren die
Schulden Wunderlichs und Herbsts beim Ärar enthalten, die dafür auf sämtliche
Rechte aus dem Pachtverhältnis verzichteten und somit wohl mit zwei
blauen Augen aus ihrem Ettenheimmünsterschen Abenteuer herausgekommen
waren. Unglücklich über den Handel waren die Gemeindebürger des

37 Beispielsweise die von der Compagnie Bausch & Helbing im ehemaligen Kloster Wonnental betriebene. Vgl.
hierzu die Untersuchung des Verfassers: Die Säkularisation und Industrialisierung des Frauenstifts Wonnental
im Breisgau 1806—1813, in: ZGO 127 / 1979, S. 344 ff.

38 GLA87/61.

39 GLA 87 / 7.

40 Dieses und das folgende nach Aktenstücken GLA 237 / 4579 — 80, 391 / 10499 u. 404 / 78.

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