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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 188
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nach Berlin verlegt, wogegen der Leiter des Bühler Werkes, Krische, Einwände
erhob und Hausach vorschlug. „Da das Personal Wolf Netter stark übersetzt
erscheint", beschloß der Mannesmann-Vorstand ferner, „die Nichtarier
nach ihrem Ausscheiden nicht zu ersetzen"20. 1937 waren in Bühl 93 Arbeiter
und 22 Angestellte, in Hausach 136 Arbeiter und 13 Angestellte beschäftigt.
Neun Tage nach dem Beschluß zur Auflösung des Werkes in Bühl setzte sich
der Bühler Bürgermeister in einem Brief an Zangen für den Erhalt der Arbeitsplätze
ein: Die Übernahme durch Mannesmann hätte die „begeisterte Zustimmung
der Betriebsgefolgschaft" gefunden. „Insbesondere wurde es begrüßt,
daß an Stelle der jüdischen Firma jetzt ein so bekannter und angesehener Konzern
tritt." Die ehemaligen Gesellschafter Netter und Seligsohn, die den betriebswirtschaftlich
notwendigen Personalabbau nicht durchgeführt hatten
und deren Familien so viel für Bühl getan hatten, griff der Bürgermeister
scharf an:

„Man nimmt deshalb auch an, daß diese beiden Herren es versuchen, Sie selbst bei Ihren Entschließungen
über das künftige Schicksal des hiesigen Werkes in einem Sinne zu beeinflussen, der
für uns ungünstig ist. Meine Bitte geht deshalb dahin, bei Ihren Entscheidungen diesen jüdischen
Herrschaften weniger Gehör zu schenken, zumal sich dieselben auch vorher nicht allzuviel um das
Werk gekümmert haben."

Auch der Bühler Kreisobmann der Deutschen Arbeitsfront setzte sich für den
Erhalt des Werkes bei Zangen ein — aber ohne antisemitische Töne, die bei
Zangen ohnehin nicht verfingen, weil er die ehemaligen Inhaber als honorige
Geschäftspartner kennen- und schätzengelernt hatte. Zudem lag es nicht auf
der Linie des Mannesmann-Vorstands, ideologische Verirrungen zu berücksichtigen
, wo es um Geschäfte ging.

In seinen Antworten machte Zangen dann auch dem Bürgermeister und dem
DAF-Kreisobmann keinerlei Hoffnungen: „Es ist mir freilich aufgefallen,
daß dieses Werkchen trotz der augenblicklich guten Wirtschaftslage immer
noch Verluste hat, was zu Bedenken Anlaß gibt."21

Auch ein großes Grundstück neben dem Lager der Handelsabteilung, das die
Stadt zu dem günstigen Preis von 4,50 RM/qm zum Verkauf anbot, vermochte
die Stillegung des Werkes im Januar 1940 nicht zu verhindern. Teile der Fabrikation
wurden nach Hausach und vor allem nach Königshofen verlegt,
nachdem die Mannesmann-Stahlblechbau AG dort die 1919 enteigneten Netter
& Jacobi-Anlagen im Herbst 1940 — sehr zum Ärger des Militärbefehlshabers
im besetzten Paris und mancher Parteistellen — übernommen und
jegliche Beteiligung französischer Aktionäre mit dem Hinweis abgelehnt hatte
, daß „gleichartige Vorschläge unserer Rechtsvorgängerin, der Wolf Netter
& Jacobi-Werke, im Jahre 1919 seitens der Franzosen abgelehnt worden

20 Protokoll der Vorstandssitzung der Mannesmann-Werke vom 14. 3. 1938 (Mannesmann-Archiv M 17 300).

21 Bürgermeister Bühl an Generaldirektor Zange (!), Bühl 23. 3. 1938, DAF-Kreisobmann, dito. Zangen an
Bürgermeister, Düsseldorf 31. 3. 1938. (Mannesmann-Archiv M 17 300).

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