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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 235
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sehen Partei Deutschlands und auch den Sozialisten der Internationale Predigten gehalten wurden
, welche der bürgerlichen Presse einen Wohlgefallen bereiteten, während die Partei, welcher
Fendrich noch zuzugehören behauptet, darüber nicht erbaut war. Der flotte Feuilletonist der
deutschen Sozialdemokratie erregte die Aufmerksamkeit in den obersten Regionen, und es wurde
vor einem halben Jahr bekannt, daß der Freiburger Sozialdemokrat Fendrich einen militärischen
Freipaß für den Besuch aller Fronten für die Fahrten auf allen Bahnen, einschließlich der Lazarettzüge
, ausgestellt erhalten habe".

Dem sozialdemokratischen Opportunisten gewährte man verständlicherweise
jegliche Unterstützung, und Reichskanzler von Bethmann-Hollweg, mit dem
Fendrich in das Hauptquartier nach Charleville reiste, ermöglichte ihm sogar
eine Begegnung mit dem deutschen Kaiser. Nach dem Abbruch der mit ungeheuren
Opfern verbundenen Flandernoffensive im November 1914, die in der
Erinnerung mit dem heldenhaften, aber vergeblichen Sturm kriegsfreiwilliger
Jugend auf Langemarck verknüpft ist, konnte ein wohlwollender sozialdemokratischer
Kriegsberichter von großem Nutzen sein. Als freier Schriftsteller
mußte Fendrich seinerseits aus den gewährten Vergünstigungen Kapital schlagen
: „Über diese Fronterlebnisse schrieb dann Herr Fendrich seinem Stuttgarter
Verleger wieder ein Buch, das dem Verfasser neben gutem Honorar auch
noch den Ruhm einträgt, von Lesern vieler Zeitungen, welche die vom Schriftsteller
geschilderte geheime Unterredung mit dem Kaiser abdrucken, beneidet
zu werden".52 Offenbar reichte das gute Honorar aber doch nicht aus, allen
finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, denn August Schaier in Karlsruhe
, ehemaliger sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter und Landesvorsitzender
, teilte Geck am 7. November 1915 mit, daß Fendrich seine durch
Schuldschein belegte Schuld an ihn nur langsam zurückbezahle.53

Was nun die „Gespräche mit dem Kaiser" betrifft, die nach Meinung von
O. E. Sutter neben dem Besuch an der Front damals „die Gemüter gewaltig"
erregten,54 so zitierte Geck aus Fendrichs Buch: „. . . Der Kaiser fragte mich,
wer nach meinem Dafürhalten ihn hier in Feindesland als Schutzwache persönlich
umgebe. Ich wußte es natürlich nicht, und der Kaiser hatte seine Freude
daran, mir mitzuteilen, daß die Besatzungstruppen der Stadt zum großen
Teil aus Sozialdemokraten beständen. Ganz hervorragende Kerle seien es
. . ." Helmut Bender führt ein anderes Gespräch Fendrichs mit Wilhelm II.
anläßlich der zunehmenden Totalisierung jenes Krieges an: „Und nun die Folgen
, wie denken Sie sich's? — kam es aus seinem Mund an mich heran. Ich
fand, daß ich an mein Buch erinnern dürfte. Die darin ausgesprochenen Warnungen
für ihn als Monarchen hörte er nicht gerne, aber stumm und nicht ohne
Respekt an. Aber ganz rasch ging er von dieser Frage über zu den Ursachen
, wie es überhaupt zum Krieg gekommen sei. Nach seiner festen und sehr
eng vorgebrachten Überzeugung war — Zabern schuld daran ..." Was sich
im Großen Hauptquartier aber wirklich zutrug, kann man einem Brief Fendrichs
entnehmen, den Admiral Georg Alexander von Müller, Chef des Marinekabinetts
, am 11. Juni 1915 mit einer Nachricht von Admiral Henning von
Holtzendorff, Chef des Admiralstabes, erhielt: „Gefragt hat der Kaiser mich

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