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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 237
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Persönlichkeit war, um Kolb in Schach zu halten. Was Bebel im Oktober 1903
an Geck über die Karlsruher Verhältnisse schrieb, konnte und mußte dieser
auch auf sich beziehen:

„Hätten die Karlsruher jemand, der Kolb die Stange halten u. ihm energisch die Spitze bieten
könnte, dann wäre K.'s Stellung sehr bald unmöglich u. Ihr könntet Eichhorn an den Volksfr.
bringen. Es scheint aber leider kein einziger Mensch in Karlsruhe zu sein, der K. entgegenzutreten
vermag. Auch in Baden wären die Massen zu gewinnen, hätten sie die rechte Führung".

Bebel wiederholte, daß es notwendig sei, von innen heraus zu reformieren und
„daß diejenigen, die zusammen gehören, sich zusammenschließen und fest
und energisch, aber auch geschickt arbeiten".57 Soweit es sich überblicken
läßt, pflegte Geck eine Arbeitsweise, die sich exemplarisch aus dem Brief vom
27. Mai 1904 an Kautsky ergibt:

„Lieber Parteigenosse! Mit der Zusendung dieser zwei Kopien möchte ich Sie bitten, recht bald in
der Parteipresse, die Ihnen am geeignetsten dünkt, gegen den Prokuristen der Bodenliga loszugehen
. Ich werde die Nachricht heute an die .Leipziger Volkszeitung' und an den .Vorwärts' senden,
daß unsere badische Kammerfraktion nächstens gegen ihren Freund Kolb ankämpfen muß, der
ihr einen Bengel zwischen die wadelstrumpflosen Beine schob. Gestern machte ich Bebel mit dieser
neuesten Kolberei bekannt; Bebel polemisierte vor 2 Jahren auf dem badischen Parteitag gegen
Kolb wegen dessen Anschluß an die Bodenreformer, aber unser Revisionist fühlt sich neben
dem Führer der konservativen Mucker Karlsruhes (Oberbaurat Baumeister) sehr mollig und bleibt
.unentwegt'. Bringen Sie die Abfertigung recht bald, damit unsere Genossen im badischen Kämmerlein
einen Rückhalt haben und den Schlangenmenschen von uns abschütteln können".58

Geck war auf dem Frankfurter Parteitag 1894 in die Agrarkommission gewählt
worden und teilte ursprünglich die Auffassungen seines Freundes Voll-
mar, der ebenfalls der Kommission angehörte.59

Die Umwege, die Geck auch in der Folgezeit zur Bekämpfung Kolbs nehmen
mußte, waren natürlich auch dadurch bedingt, daß ihm die Parteipresse in Baden
für seine Zwecke nicht oder nur beschränkt zur Verfügung stand. „Das
Volksblatt", das von Offenburger Sozialdemokraten 1907 gegründet und von
Peter Haberer verlegt wurde, war „ein kleines, proletarisches Kampforgan
von kurzer Lebensdauer", das dreimal wöchentlich erschien und aus finanziellen
Gründen nur bis zum 2. Februar 1909 herauskam.60 Aber Gecks Arbeitsweise
läßt auch darauf schließen, daß er sich in der Theorie nicht sattelfest
genug fühlte, um beispielsweise in der „Neuen Zeit" den badischen Revisionisten
selbst entgegenzutreten.

Es scheint, daß sich Geck um 1910 stärker um die Organisation der Opposition
bemüht. Nach dem Erscheinen einer Meldung im „Volksfreund", daß
man in Hausen im Oberland über einen Aufsatz Kolbs in den „Sozialistischen
Monatsheften" diskutieren werde, nahm er im Februar 1910 mit Reinhold
Zumtobel, der gerade von der Parteischule gekommen war, brieflich Kontakt
auf. Nun kannte man in Hausen den Artikel nur im Auszug, und die Meldung
war auch ohne Wissen Zumtobels erschienen, aber was dieser am 1. März
Geck berichtete, ließ dessen Herz erfreuen: „In der Diskussion waren alle Genossen
der Meinung, das Kolb mit seiner Blocktaktik auf dem besten Wege

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