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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 243
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0245
Als die badische Landtagsfraktion am 14. Juli 1910 mit Ausnahme der Abgeordneten
Adolf Geck, Georg Monsch und Friedrich Stockinger, die der Abstimmung
fernblieben, das Budget erneut bewilligte, schrieb Bebel 4 Tage
später an Kautsky: „In B (aden) wird es immer toller. Die ziehen jetzt die letzten
Konsequenzen; ziehen wir sie auch". Aber es handelte sich ja nicht nur um
die Fraktion: „die Kolbs liegen in der süddeutschen Luft", darüber täusche er
sich nicht, bemerkte er einige Wochen später Victor Adler gegenüber, bei dem
er sich über den extremsten Opportunismus im Süden beklagte.73 Doch Bebel
scheute die angedrohte „letzte Konsequenz", worin er von Adler am 14. 9.
bestärkt wurde: „Sicher aber erscheint mir, daß ein wirklicher Krach mit den
Süddeutschen von den schlimmsten Folgen weit über Deutschland hinaus wäre
!"74 So blieb es bei der üblichen Gardinenpredigt; auf dem kurz darauf
vom 18.—24. 9. stattfindenden Parteitag raffte man sich trotz aller früher gefaßten
Resolutionen nur dazu auf, den Abgeordneten, die im badischen Landtag
das Budget bewilligt hatten, die allerschärfste Mißbilligung auszusprechen
. Die gemaßregelten Genossen ließen sich davon nicht beeindrucken, und
Ludwig Frank erklärte in offener Opposition, daß man sich in der Frage der
Budgetabstimmung auch künftig nicht gebunden fühle. Daraufhin rang man
sich zu der Annahme einer Entschließung durch, daß bei abermaliger Mißachtung
des Parteitagsbeschlusses die Voraussetzungen für ein Ausschlußverfahren
gegeben seien. Bebel sagte den Reformisten einen scharfen Kampf an:
„Die Hauptsache ist jetzt, daß den Revisionisten nichts geschenkt wird, daß
ihnen die Presse auf den Kopf haut und sie der Masse aufs schärfste denunziert
, wo die Gelegenheit sich bietet."75 Seine Bemerkungen im Brief an Marie
Geck über Kolb dokumentieren, daß er bis zu seinem Lebensende ein leidenschaftlicher
Gegner der Revisionisten blieb, ohne daß dies aber einen Einfluß
auf die Wahl seines Nachfolgers gehabt hätte. Er ahnte, daß dieser aus dem
revisionistischen Lager stammen würde. Im Zusammenhang mit dem im September
bevorstehenden Parteitag in Jena äußerte er im Juni Kautsky gegenüber
die Vermutung, daß Ludwig Frank sich bereits als sein Erbe präsentiere.
Auf ihn hatte er einstmals große Hoffnungen gesetzt: „Er war eine Zeitlang
sogar mein Liebling, mein Benjamin, aber ich habe mich getäuscht, er hat
meine Hoffnungen betrogen."76

In Jena, wo Geck wieder in die Kontrollkommission gewählt wurde, trat die
Nachfolge Bebels Friedrich Ebert an, ein Sozialdemokrat, der die soziale Revolution
nicht wollte, sie „wie die Sünde" haßte, und der nach dem Zeugnis
des Generals W. Groener mit diesem bereits am 10. November 1918 ein Bündnis
zur Bekämpfung revolutionärer Strömungen schloß.77

„Ein Kerl wie Kolb"

Aufgrund seiner Wiederwahl in die Kontrollkommission hatte Geck nach wie
vor eine wichtige Stellung innerhalb der Gesamtpartei inne, denn die Kommission
war neben dem Parteitag und dem Parteivorstand das dritthöchste Gre-

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