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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 264
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Zugeständnis zum Abtransport erleichterte. Aufkommende Radikalisierungsbestrebungen
konnten in der Nacht von den beiden Vorsitzenden des Soldatenrates
unterdrückt werden. Ebenso beruhigend wirkte der Landtagsabgeordnete
Massa von der Fortschrittlichen Volkspartei unter Berufung auf das
Verständnis des Ministeriums für die berechtigten Wünsche auf die am 9. November
rund 6 000 Versammelten in der Infanteriekaserne ein. Tags darauf
schaltete sich auch das Bürgertum durch die Bildung eines „Wohlfahrtsausschusses
" aus Vertretern aller Parteien sofort in die neue politische Entwicklung
ein.

Offenburg am 8. /9. November

Auch in Offenburg wird es am 7. November stärker gekriselt haben, ohne daß
dies einen publizistischen Niederschlag fand, wie überhaupt die Presse über
die Ereignisse der ersten Revolutionstage nur sehr spät und auch nur spärlich
berichtete. Lediglich der „Alte" berichtete ausführlicher, wenn auch nicht mit
historischer Akribie. Immerhin läßt sich aus seiner Bemerkung, daß „am
Donnerstag (7. 11.) die junge Mannschaft stark strapaziert worden war" und
deshalb wohl der Soldatenrat die Forderung nach würdiger Behandlung erhob
, auf eine starke Unruhe unter den Soldaten schließen. Am Freitag
herrschte anscheinend äußerlich Ruhe, aber der Tag wurde für die Vorbereitung
einer militärischen Aktion benutzt, die im Zug der revolutionären Entwicklung
im Reich unter dem Eindruck des wahrscheinlich schikanösen Drills
vom Vortag oder auch aufgrund der Ereignisse in Lahr geplant wurde. Zur
Unterdrückung des Aufstandes in Lahr war nicht nur das Inf. Rgt. 113 aus
Freiburg herangezogen worden, sondern auch eine Minenwerferabt. (Pioniere
Nr. 30) im Elsaß hatte einen Marschbefehl erhalten. Zum Schutz des Ers.
Batl. 171 in Lahr beabsichtigte nun das Ers. Batl. 172 in Offenburg die Bahnlinie
nach Lahr zu unterbrechen. Das Ers. Batl. 172 wollte seine Aktion gemeinsam
mit dem in Offenburg stationierten Ers. Batl. 170 durchführen, worüber
im Laufe des 8. 11. sicherlich verhandelt wurde. Nur diese Hilfestellung
für Lahr vermag zu erklären, warum das Ers. Batl. 172 in der Nacht vom 8./9.
November geschlossen von der landwirtschaftlichen Halle zur Kaserne der
170er zog, um diese zu einem gemeinschaftlichen Demonstrationszug durch
die Stadt zu bewegen. „In der Kaserne erzwangen Mannschaften des Ers.
Batl. 172, die mit Flinten und Maschinengewehren bewaffnet waren, die Freilassung
der Gefangenen; dann zog eine Menge, auch 170er, durch die Stadt,
befreite die militärischen Insassen des Staatsgefängnisses auf dem Graben und
schritt durch die Straßen der Stadt. Es fielen Schüsse. Dabei kam es zu unsinnigen
Ausschreitungen durch Plünderungen in einem Zigarrenladen, 2 Messergeschäften
und im Paketlager der Reichspost." Wie Georg Monsch berichtet
, seien die Soldaten deshalb in Ekstase geraten, weil das Rgt. 170 nicht mitgemacht
habe. Die Aufregung in der Bevölkerung aufgrund dieser Ereignisse
beim mitternächtlichen Marsch war sicherlich groß: „Erst dann, als nach und

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