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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 279
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gen den SR und durch die bürgerliche Agitation gegen den AR drohe. Bei solchen
Hetzereien könne die Arbeiterschaft keine Verantwortung für die Aufrechterhaltung
der Ordnung in der Stadt übernehmen.

Am nächsten Tag fand eine gemeinsame Sitzung der Soldatenräte des angekommenen
Feldregiments und des Ers. Batl. in der Kaserne statt, auf der sie
vom Oberausschuß über die Vorgänge in der Heimat informiert wurden. In
dieser Versammlung erschien ein Hauptmann des Stabes der 301. Div., deren
SR bereits in vollem Einvernehmen mit dem Oberausschuß stand, und forderte
die Vertrauensleute des Feldregiments 170 zu einer Besprechung mit ihrem
Kommandeur auf. Als ein Mitglied des Oberausschusses den Offizier auf die
gerade stattfindende Sitzung hinwies, entgegnete ihm dieser, der SR Offenburg
habe nichts mehr zu sagen. Schließlich löste sich nach einem Disput die
Versammlung auf. Als der Oberausschuß der Besprechung des Regimentskommandeurs
mit den Vertrauensleuten beiwohnen wollte, wurde ihm das
versagt. Wie in verschiedenen anderen Städten, glaubten Offiziere des Feldheeres
, die aus ihrer monarchistischen Gesinnung keinen Hehl machten und
übermütig Champagner auf das Wohl des Kaisers tranken, die alten Zustände
wieder einführen zu können: „Die Revolution wurde hier einmal gefährdet,
als das Feldregiment 170 einrückte. Durch falsche Belehrung von Seiten der
Offiziere waren die Leute der Meinung, sie hätten im Soldatenrat Bolschewiken
zu sehen. Der Generalstabsoffizier der 301. Infanteriedivision versuchte
gemeinsam mit dem Regimentskommandeur 170, die Gewalt an sich zu reißen
und die alten Zustände wieder herbeizuführen."141

Die Erregung unter den Soldaten schwoll aufgrund der Vorfälle an diesem 23.
November so an, daß der SR sich entschloß, klare Verhältnisse zu schaffen,
um größeren Unruhen vorzubeugen. Er ließ rasch in der Druckerei Zuschneid
3 000 Flugblätter herstellen, mit denen er zu einer allgemeinen Soldatenversammlung
auf den Nachmittag in der Kaserne der 170er aufrief. Zu den Tausenden
von Soldaten sprachen drei Offenburger Soldatenräte, ein Vertreter des
SR der 301. Division und vom AR Adolf Geck, der „die Republik feierte".
Die Kundgebung wurde ein voller Erfolg: das Feldregiment und die 301. Div.
stellten sich einstimmig hinter den Soldatenrat, den sie als oberste Garnisonsbehörde
anerkannten. Was der Offenburger SR und Adolf Geck erreicht hatten
, besiegelte ein Demonstrationszug von etwa 4 000 Soldaten: „Neben der
dreifarbigen wehte die rote Fahne hinter der Regimentsmusik und den Vertretern
des Soldatenrats." Von Karlsruhe erhielt man die notwendige Unterstützung
, der SR wurde vom Generalkommando in seinem Recht bestätigt und
das Offizierskasino geschlossen. Die Hoffnungen, welche die „Royalisten in
Zivil und Uniform" auf den Einzug der 170er und der 301. Inf. Div. gesetzt
hatten, waren gescheitert, schrieb Georg Monsch. Geck konnte mit diesem erfolgreichen
Tag zufrieden sein; voller Stolz schrieb er an seine Tochter Roh-
traud in Karlsruhe: „Liebes Kind! An historischem Tage Offenburgs, wo
Dein Vater vor vielen tausenden Soldaten begeisternd sprach, sind wir zum

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