Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 296
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0298
„Heutzutage gehört nicht allzu viel Bekennermut dazu, Sozialdemokrat zu sein. In Ihnen erblicke
ich immer wieder einen jener wenigen Überlebenden aus der alten Garde, die sich zum Sozialismus
bekannten, als es noch keinen sozialdemokratischen Reichskanzler oder Minister gab, dafür
aber ein Sozialistengesetz und polizeiliches Spitzeltum. Wenn ich im Geschichtsunterricht in
Oberprima die Zeit nach 1878 behandle, so verfehle ich nie, die Märtyrer des Schandgesetzes von
damals zu nennen und auch auf Sie als einen der wenigen noch Lebenden hinzuweisen." Auf der
gleichen Linie liegen die Würdigungen von R.G. Haebler: „Namentlich in den Jahren der Verfolgung
war Adolf Geck ein Fels in brandender Flut" und Günther Haselier: „So steht Adolf
Geck vor uns als ein bedeutender Politiker seiner Zeit, dessen Arbeit für seine Partei in den Jahren
der Unterdrückung und des Sozialistengesetzes vielleicht sein größtes politisches Verdienst
ist."

Im Oktober 1922 kehrte Adolf Geck mit der restlichen USP zur Sozialdemokratischen
Partei zurück, nachdem die Reichstagsfraktionen beider Parteien
bereits im Juli eine Arbeitsgemeinschaft gebildet hatten, aber die Partei wurde
nie mehr zu seiner wahren politischen Heimat.165

Als seine Frau am 13. August 1927 starb, bedeutete dies in jeder Hinsicht für
Geck einen schweren Schlag. Ohne sie hätte er seine parlamentarische Tätigkeit
nicht ausüben können, denn sie war praktisch nicht nur die Geschäftsführerin
von Druckerei und Verlag, sondern arbeitete auch in der Redaktion des
,,Alten" mit. Nach ihrem Tod übernahm die Tochter Rohtraud in selbstloser
Weise die Fürsorge für den Vater, der leider kein Betätigungsfeld mehr im öffentlichen
Leben fand. Das war für ihn um so schmerzlicher, als „D'r alt Of-
feburger" am 18. März 1933 aufgrund der Notverordnung vom 28. Februar
1933 sein Erscheinen einstellen mußte.

Als Adolf Geck am 13. April 1942 im Alter von 88 Jahren starb, widmete auch
eine Basler Zeitung dem „Kämpfer für Recht und Wahrheit" einen ehrenvollen
Nachruf:166 „Alle die breiten und bedrückten Massen im badischen Lande,
für die Adolf Geck jederzeit und rückhaltslos eingetreten, und zwar zu Zeiten,
wo es schwer war, werden ihm ein dauerndes und ehrendes Andenken bewahren
!"

Anmerkungen

Abkürzungen:

AR = Arbeiterrat; AuSR = Arbeiter- und Soldatenrat; DaO = D'r alt Offeburger = der
„Alte"; GLA = Generallandesarchiv Karlsruhe; IISG = Internationales Institut für Sozialgeschichte
, Amsterdam; MSPD = Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Mehrheits-
Sozialdemokratie); OZ = Offenburger Zeitung; StAO = Stadtarchiv Offenburg; SR = Soldatenrat
; USP = Unabhängige Sozialdemokratische Partei.

1 Ernst Engelberg, Deutschland von 1871 bis 1897, Berlin 1967, S. 144.

2 Dazu: Ernst Engelberg, Revolutionäre Politik und Rote Feldpost 1878—1890, Berlin 1959.

3 9. Aufl., hrsg. u. eingel. von Hans J. Schütz, Berlin-Bonn 1878. Zu den in diesem lesenswerten Buch geschilderten
Schwierigkeiten beim Schmuggel kam die Überwachung deutscher Sozialdemokraten in der
Schweiz durch die dortige Polizei und deutsche Spitzel. Über die „Bütteldienste" der Schweizer Polizei berichtete
Carl Meist aus Köln in seinem Brief v. 8. 10. 1887 an Redakteur Bernstein (IISG Nachlaß Motteier
820). Daß Meist auf Briefbogen von Adolf Geck aus Offenburg schrieb, weist auf dessen Bedeutung im Organisationsnetz
hin.

296


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0298