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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 311
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anscheinend zu einem Bad gehörten (Abb. 1). Der relativ gute Erhaltungszustand
, der in der Ortenau bei römischen Gebäuden selten zu finden ist, ist darauf
zurückzuführen, daß das ehemalige Ödland über der mächtigen Ruine erst
im 19. Jahrhundert zu Ackerland umgewandelt worden ist. Seither wird Jahr
für Jahr der schützende Schuttmantel über den Fundamenten abgetragen. Da
zu befürchten war, daß in den nächsten Jahren eine weitgehende Zerstörung
der oberen Baubefunde stattfinden würde, entschloß sich das Landesdenkmalamt
zu einer Untersuchung des großen Gebäudes. Diese Ausgrabung wurde
erst durch den Grundstücksankauf durch die Gemeinde ermöglicht5 und mit
Studenten der Ur- und Frühgeschichte durchgeführt. Obwohl die Grabungen
noch nicht abgeschlossen sind, kann hier bereits ein summarischer Vorbericht
erfolgen.

Eine Erweiterung der Flächen im Bereich der Apsiden erlaubte den Nachweis
eines Bades mit zwei Räumen, von denen einer mit einer Fußbodenheizung
versehen war (Abb. 2). Schnell wurde deutlich, daß das Gebäude mehrmals
grundlegend umgestaltet worden war. Ältere Fundamente, deren Steine zur
Wiederverwendung entnommen worden waren, zeichneten sich als dunkle
Verfärbungen nach dem Abziehen des Bodens ab (Abb. 3). Der komplizierte
Grundriß ist hier noch nicht nach Bauphasen getrennt, gibt aber doch ein gutes
Bild dieses eindrucksvollen Gebäudes (Abb. 4).

Der erste Bau hatte in Ost-West-Richtung eine Ausdehnung von 45 Metern, in
Nord-Süd-Richtung dürfte er ebenfalls weit über 40 Meter lang sein, die Eingangsfront
scheint im Norden zu liegen. Seine sorgfältig aus Kalksteinen der
nahen Vorbergzone gelegten Fundamente erreichten stellenweise eine Tiefe
von zwei Metern, was auf ein mindestens zweistöckiges Gebäude schließen
läßt. Das aufgehende Mauerwerk bestand aus gut bearbeiteten Buntsandsteinen
, außen mit Fugenstrich verziert, innen mit Wandverputz belegt, der teilweise
bemalt war. Das Dach war mit Leistenziegeln gedeckt; der enorme statische
Druck dieses Daches wurde mit massiven Pfeilern aufgefangen, die in
dem 30 x 11 m großen, ungedeckten Innenhof standen. Mindestens sechs jeweils
4 x 4 m große Räume befanden sich an der Westseite (Abb.4). Ihre
Estrichböden und die qualitativ hervorragende Wandbemalung weisen sie als
Wohnräume aus. Zu diesem ersten Bau scheinen mehrere Nebengebäude gehört
zu haben. Die Erbauungszeit wird außer durch Keramik vor allem durch
zwei Ziegelstempel der 21. Legion angezeigt (Abb. 5). Sie datieren den Bau in
das 5. Jahrzehnt n. Chr.6), also lange vor dem Bau der Kinzigtalstraße durch
den Straßburger Legaten Cn. Cornelius Pinarius Clemens im Jahre 74 n. Chr.
Da das Gebäude ziemlich sicher auf die rechtsrheinische römische Straße bezogen
ist, bezeugt es auch deren Existenz schon in dieser Frühzeit.

5 Hier sei vor allem Herrn Altbürgermeister Bayer und Herrn H. Löffler (Hohberg) Dank gesagt.

6 R. Wiegels wird diese Stempel in den Fundberichten aus Baden-Württemberg ausführlich besprechen.

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