Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 382
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0384
Bernhard Losch: Sühne und Gedenken.
Steinkreuze in Baden-Württemberg.

Ein Inventar. Stuttgart 1981. XIII + 349 S. +
72 S. Bildteil, 89,— DM. Forschungen und Berichte
zur Volkskunde in Baden-Württemberg,
Bd. 4.

Dieses Werk bietet eine Bestandsaufnahme der
Steinkreuze in Baden-Württemberg nach dem
Stand von 1979/1980. 1033 noch vorhandene
Kreuze sind aufgelistet und dargestellt (Standort
, Beschreibung, volkstümliche Überlieferung
). 662 Steinkreuze sind im Bildteil festgehalten
. Weiterhin geht der Verf. auch im einzelnen
auf die verschwundenen Steinkreuze
ein. Von den etwa 400 seit 1850 abhanden gekommenen
Kreuzen konnte anhand älterer
Unterlagen für die Nachwelt etwas berichtet
werden. Erwähnenswert ist, daß von diesen
400 in der Zeit von 1945 bis 1980 genauso viele
verlorengegangen sind wie zwischen 1850 und
1945. Zu all diesen Angaben wird außer einem
ausführlichen Literaturverzeichnis noch zusätzliche
Literatur jeweils bei den einzelnen
Stadt- und Landkreisen vorgestellt. Die Auflistung
erfolgt regional innerhalb der Kreise und
Gemeinden.

Eine Abgrenzung der Steinkreuze von ähnlichen
Kleindenkmalen ist nicht immer ohne
Problematik. Leichter fällt die Abgrenzung gegenüber
dem Bildstock und dem Hochkreuz
bzw. Kruzifixkreuz. Beide beleben gebietsweise
in größerer Zahl die Flur. Diese sogenannten
Hochkreuze oder auch höheren Steinkreuze
gehören also nicht in diese Aufstellung. Auch
der Kreuzstein läßt sich typologisch noch leicht
vom Steinkreuz abgrenzen. Seit etwa Ende des
14. Jahrhunderts erscheint das Steinkreuz in
seiner Funktion als Sühne- und vor allem später
auch als Gedenk-Kreuz. Nicht immer läßt
sich vom Zweck der Errichtung her eine genaue
Abgrenzung finden. Grabkreuze gehören
nicht in diese Aufstellung. Auch die eindeutigen
Grenzkreuze sind nicht aufgelistet. Die
Abgrenzungsproblematik wird jeweils an Einzelfällen
bei den Kreisübersichten erörtert.
Nach 1900 errichtete Steinkreuze sind nicht
aufgenommen, denn „im 19. Jahrhundert löst
sich der Zusammenhang mit der alten Tradition
weitgehend auf".

„Sühne und Gedenken" ist das Thema des Buches
und kennzeichnendes Attribut der dokumentierten
Steinkreuze. Unaufdringlich hat
der Verf. den Steinkreuzen diese Merkmale gegeben
bzw. diese aufgespürt. Diese Steinkreuze
sind sinnbildlicher Ausdruck eines Sühnevertrags
nach Totschlag. Das alte Sühnerecht kam
erst im Lauf des 17. Jahrhunderts außer Gebrauch
. Die in späterer Zeit gesetzten Gedenkkreuze
für einen Toten lehnen sich nach

Schwinden des alten Sühnerechts ganz an die
überlieferte Form des Sühnekreuzes an. Da bezüglich
dieses sozialgeschichtlichen Themas
„Sühne und Gedenken" die Abgrenzung nicht
immer eindeutig gehandhabt werden kann,
sind letztlich für das Steinkreuz-Inventar formale
Gesichtspunkte mit Recht ausschlaggebend
geblieben, um so diese besondere Gattung
von Kleindenkmalen übersichtsmäßig
darstellen zu können.

In der allgemeinen Einleitung wird in eigenen
Abschnitten auf Verbreitung, Formen, Zeichen
und Inschriften sowie Überlieferungen
eingegangen. Die regionale Verbreitung ist
nicht von territorialgeschichtlichen oder konfessionellen
Verhältnissen abhängig.
Das Inventar ergibt für den Ortenaukreis 41
vorhandene sowie 17 verschwundene Kreuze.
1981 ist das Steinkreuz in Sasbach durch Bauarbeiten
verlorengegangen. Noch nicht berücksichtigt
werden konnte ein 1981 im Wald von
Ettenheim aufgefundenes Steinkreuz von 1757
(eine gute Abbildung liegt im Buch „Barocke
Landschaft" Ettenheim 1981, S. 52 vor).
Wahrscheinlich ruhen noch einige Denkmale
im Verborgenen, wie beispielsweise etwa ein
Steinkreuz, versehen mit einem der häufig auftretenden
Berufszeichen, im nördlichen Kreisgebiet
. Die historische Landschaft Ortenau
weist noch weitere 16 Steinkreuze auf: im Norden
des ehemaligen Kreises Bühl (jetzt im Süden
des Kreises Rastatt) 9, in Baden-Baden 7
(davon 2 im Museum).

Im Ortenaukreis selbst sind die 41 noch vorhandenen
Kreuze vorwiegend im Westen des
Schwarzwaldes oder etwas westlich des
Schwarzwaldrandes zu finden. Allein 9 stehen
in Gengenbach und seiner näheren Umgebung.
Über die Hälfte (23) der Steinkreuze sind in
das 15. und 16. Jahrhundert datiert; die ältesten
des 15. Jahrhunderts stehen im Wolfacher
Museum sowie in Oberkirch, Renchen und
Achern.

21 der Kreuze sind mit einem Zeichen versehen
, während im ganzen Land nur 35% der
Steinkreuze ein Symbol aufweisen. Wie auch
sonst im Lande sind Pflugschar und Sech sowie
Rebmesser die häufigsten Berufszeichen.
Häufiger als im Landesdurchschnitt sind religiöse
Symbole dargestellt. 7 Steinkreuze (alle
aus dem 15. und 16. Jahrhundert) haben
keinerlei Zeichen oder Inschrift.

Bei der Zuordnung zu Sühne und Gedenken
mußten vor allem 2 markante steinerne Denkmale
im Ortenaukreis unberücksichtigt bleiben
; das Grenzkreuz auf dem Kreuzsattel
(Abb. Ortenau 1980 S. 349) mit den Symbolen
vom Tal Harmersbach sowie von Fürstenberg,
weiterhin ein Kreuzstein an der südlichen

382


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0384