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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0192
schäftigten wurden entlassen und waren jahrelang arbeitslos. Der zweitgrößte
Betrieb, die Lederfabrik Carl Haberstroh GmbH, wurde 1930 ebenfalls stillgelegt
, die 120 Beschäftigten wurden arbeitslos. Im Herbst 1930 mußten die
Hartsteinwerke „Vulkan", Gebrüder Leferenz13, schließen, ein Steinbruchbetrieb
mit etwa 70 Arbeitern und Angestellten. Auch das Ziegelwerk Buchholz
mit 48 Beschäftigten ging 1930 in Konkurs.14 Die Zigarrenfabrik Krämer, in
der 25 vornehmlich weibliche Beschäftigte arbeiteten, stellte 1931 ihre Produktion
ein. Mehrere kleinere Betriebe mußten bis 1933 ebenfalls schließen, so
daß man von „einem völligen Zusammenbruch der Haslacher Industrie"15
sprechen konnte. „Es wird keine Stadt oder Gemeinde im Lande Baden zu
finden sein, die unter der Erwerbslosigkeit und den sich hieraus ergebenden
Verpflichtungen so sehr leidet, wie die Stadtgemeinde Haslach i. K. Die Industrie
, auf der sich die hiesige Wirtschaft aufgebaut hat, ist fast restlos vernichtet
. Dem von der Industrie hier im wesentlichen abhängigen Handwerk und
der übrigen Geschäftswelt geht es außerordentlich schlecht..." heißt es in einem
Schreiben des Haslacher Gemeinderats vom Dezember 1931.16

Ende 1932 waren 182 Haslacher Männer und Frauen „ausgesteuert"17, d.h.,
sie erhielten keine Arbeitslosenunterstützung mehr, sondern nur Wohlfahrtsunterstützung
von der Stadtgemeinde.18 Diese Wohlfahrtserwerbslosen, wie
man die „Ausgesteuerten" nannte, wurden von der Stadtkasse, wenn sie ledig
waren, mit monatlich bis zu 40 Mark unterstützt, Ehepaare ohne Kinder mit
bis zu 70 Mark. Der Zuschlag für jedes Kind unter sechzehn Jahren betrug 8
Mark, für jedes Kind über sechzehn Jahren 10 Mark.19 Darüber hinaus gewährte
die Stadt Haslach den Arbeitslosen und ihren Familien noch Mietzuschüsse
, verbilligten elektrischen Strom, verbilligten Wasserzins, verbilligte
Abgabe von Brennholz und Lebensmitteln wie Kartoffeln und Mehl.20 Die
Fürsorgeausgaben der Stadt Haslach stiegen von 121 220 Mark im Jahre 1931
auf 151 200 Mark im Jahre 193221 — für eine Kleinstadt „auf die Dauer eine
unerträgliche Belastung des Stadtsäckels"22. Angesichts der sehr hohen Wohl-

13 Vgl. Manfred Hildenbrand, Der „Vulkan" in Haslach im Kinzigtal. Die Ortenau 57./1977, S. 321.

14 Vgl. Maschinengeschriebene Firmenchronik der Ziegelei Buchholz von Wilhelm Schille, Privatarchiv Schil-
le.

15 Schreiben des Haslacher Gemeinderats v. 21. 12. 1931. Verwaltungssachen XX/63, Stadtarchiv Haslach, im
folgenden StAH zitiert.

16 Ebenda.

17 In der Regel 26 Wochen lang, maximal 39 Wochen lang bekamen Arbeitslose damals Arbeitslosenunterstützung
. Danach wurden sie „ausgesteuert" und waren auf die Wohlfahrtsfürsorge der Gemeinden angewiesen
. Vgl. Ludwig Heyde, Abriß der Sozialpolitik in der Weimarer Republik. Stuttgart 1948, S. 236. Über
den Alltag der Arbeitslosen in jener Zeit vgl. Jürgen Kuczynski, Geschichte des Alltags des deutschen Volkes
. Bd. 5: 1918—1945, Berlin 1982, S. 90ff.

18 Verzeichnis der Wohlfahrtserwerbslosen v. Oktober 1932. Verwaltungssachen XX/65, StAH.

19 Ebenda.

20 Schreiben des Bürgermeisteramtes Haslach v. 4. 4. 1932. Verwaltungssachen XX/65, StAH.

21 AK v. 30. 1. 1934.

22 AK v. 16. 3. 1934.

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