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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0234
Die Reichstagswahl und die mit ihr verbundene Volksabstimmung endete mit
einem „glänzenden Ergebnis" für die Nationalsozialisten, das „Haslach an
die Spitze des Kreises Wolfach und des Gaues Baden" brachte, so NS-Orts-
gruppenleiter Krafft nach der Wahl.270 Und in der Tat: das Wahlergebnis in
Haslach schien ein großartiger Sieg der Hitler-Partei zu sein. Von den 2100
Wahlberechtigten hatten nicht weniger als 2089 abgestimmt. Das entsprach einer
Wahlbeteiligung von 99,4 Prozent. Bei der Volksabstimmung wurden
2060 Ja-Stimmen (98,6 Prozent) und 29 Nein-Stimmen (1,4 Prozent) gezählt.
Bei der Reichstagswahl stimmten 2073 für den Wahlvorschlag der NSDAP
(99,5 Prozent), 10 gaben ungültige Stimmen ab (0,5 Prozent).271 In den benachbarten
Gemeinden erreichte die Hitler-Partei Ergebnisse, die ebenfalls
über der 90-Prozent-Marke lagen, aber doch deutlich geringer als in Haslach
waren.272

Was Karl Dietrich Bracher anhand vieler Beispiele in ganz Deutschland
feststellte273, bestätigten Zeugen auch bei der Wahl in Haslach: Es kamen
zahlreiche Wahlmanipulationen bzw. Fälschungen vor. Ungültige Stimmen
oder Nein-Stimmen wurden als Ja-Stimmen gezählt.274 Ein Zeuge erinnert
sich, daß am Wahlabend ein SA-Mann, der gerade vom Rathaus kam, wo die
Wahlkommission die Stimmen auszählte, im Gasthaus „Engel" gefragt wurde
, wie das Wahlergebnis ausgefallen sei. Der SA-Mann habe geantwortet:
„Es ist noch nicht klar, die Kommission weiß noch nicht, wieviel Nein-
Stimmen sie genehmigen soll."275

Am Abend fand auf dem Marktplatz vor dem Rathaus eine große Kundgebung
statt, auf der Bürgermeister Selz, Ortsgruppenleiter Krafft und Kreisleiter
Baumann sprachen. Selz prangerte die 29 Nein-Stimmen und die 10 ungültigen
Stimmen als „eine Schande für Haslach" an. Diese Nein-Sager müßten
im Rohrbrunnen ertränkt werden.276 Krafft rief triumphierend: „Es ist gewiß
etwas Großes, die einstige kommunistische Metropole des Kinzigtals durch
rastlose, unermüdliche Arbeit, durch mustergültige Propaganda zum einmütigen
, geschlossenen Bekenntnis zum nationalsozialistischen Staat zu
bringen!"277

270 AK v. 5. 12. 1933.

271 Verwaltungssachen XIII, 1/13, Reichstagswahlergebnisse, StAH; AK v. 15. 11. 1933.

272 Hausach: Reichstagswahl 95 Prozent, Volksabstimmung 95,5 Prozent. Hornberg (99,2 Prozent, 95,1 Prozent
). Wolfach (95,8 Prozent, 97,7 Prozent). Hofstetten (91,5 Prozent, 92,2 Prozent). Bollenbach (96,6
Prozent, 99,2 Prozent). Fischerbach (94,6 Prozent, 97,5 Prozent). Mühlenbach (97,0 Prozent, 98,1
Prozent). Steinach (91,6 Prozent, 94,4 Prozent). Welschensteinach (99,3 Prozent, 98,7 Prozent). Schnellingen
(98,3 Prozent, 96,1 Prozent). Zum Vergleich die Ergebnisse auf Reichsebene: Reichstagswahl 92 Prozent
, Volksabstimmung 95 Prozent. Vgl. KN v. 13. 11. 1933.

273 Bracher/Sauer/Schulz, a.a.O., S. 355ff.

274 Interviews Borho, Engler, Harter, Prinzbach, Schille.

275 Interview Schille.

276 Interview Borho.

277 AK v. 13. 11. 1933 u. 5. 12. 1933.

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