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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0255
geheimen Geschäft der Aufrüstung „rückhaltslos aufgedeckt und die Methode
der gewissenlosen Verschleuderung der aus dem verarmten Volke herausgepreßten
Steuergelder gebrandmarkt worden", aber die Vorgänge waren so
skandalös und unglaublich — der Kapitän zur See Lohmann konnte „ohne
spezialisierte Abrechnung, ohne jede Revision" über Millionen verfügen —,
daß man die Öffentlichkeit nicht darüber informierte. Köhler bekannte 1964
mit erstaunlicher Offenheit: „Ich selbst kontrollierte als Vorsitzender des
Rechnungsunterausschusses des Reichstages in den Jahren 1928—1932 diese
Dinge bis ins einzelne, Major Fromm vom Wehrministerium gab mir den jeweiligen
geheimen Etat, und außer dem Berichterstatter und mir wußte kein
Mensch im Reichstag von dem Vorhandensein eines geheimen Wehr- und
Aufrüstungsetats und seiner Kontrollierung durch Abgeordnete''.27

Der „Phoebus-Skandal" führte zur Umbesetzung im Reichswehrministerium:
Geßler, der als Reichswehrminister in der Nachfolge von Noske seit dem
26. 3. 20 allen Regierungen angehört hatte, wurde durch Groener ersetzt.
Geck, der besonders allergisch gegen die hohen Versorgungs- und Ruhegelder
der Militärs war, kreidete Geßler an, daß er 127 Offiziere in Generalsrängen
vorzeitig bei voller Gesundheit pensioniert habe, um anderen Platz zu machen
, die auch aus der „Notlage" herauskommen wollten. Bei seiner Ablösung
im Januar 1928 zog der „Alte" das Fazit aus dessen Amtszeit: „Sieben
böse Jahre zum Leid der Republik liegen hinter uns; unter diesem süddeutschen
Demokraten ist die Reichswehr ein Instrument der monarchistischen,
auf neuen Völkerzwist gerichteten Bestrebungen geworden. Man muß heute
einen republikanischen Offizier im Heer mit der Laterne suchen" (21. 2. 28).

Für die auf den 20. Mai angesetzte Reichstagswahl wünschte sich Geck zur
Abwehr der Rechten ein Zusammengehen mit den Kommunisten: „Des Bruderzwistes
ist's genug, jetzt muß Front gegen den Todfeind der Freiheit gemacht
werden!" Im Wahlkampf spielte der Bau der Panzerkreuzer eine bedeutsame
Rolle. Vor dem sozialen Hintergrund der zunehmenden Arbeitslosigkeit
mobilisierte die Losung der SPD: „Kinderspeisung statt Panzerkreuzer
" die Massen: im Vergleich zur Reichstagswahl vom 7. 12. 24 stieg am
20. 5. die Stimmenzahl der SPD von 7,9 auf 9,3 Millionen, die der Kommunisten
von 2,7 auf 3,3 Millionen. Doch die beiden Parteien schafften keine
Mehrheit: „In der Arena des Reichsparlaments stehen 207 sozialistische Abgeordnete
(153 SPD und 54 KPD) gegen 254 Bürgerliche. Jene beiden Arbeiterparteien
sind noch weit entfernt von einer taktischen Verständigung" (26. 5. 28).
Daß nun die sozialdemokratischen Minister Severing, Hilferding und Wissell
in der Koalitionsregierung unter dem Reichskanzler Hermann Müller (SPD)
mit den übrigen Kabinettsmitgliedern im August dafür stimmten, mit dem
Bau des Panzerkreuzes zu beginnen, war angesichts der vorhergegangenen
Wahlparolen für die szd. Wähler ein schwerer Schlag: „Abkühlung folgte der
seelischen Aufregung, welche die einstimmige Bewilligung des Panzerkreuzers
A durch das neue Reichskabinett verursachte. Das ist ein Vertrauensbruch ge-

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