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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0353
Besprechungen und Hinweise

Appenweierer Heimatblatt 1982

Hrsg. von der Mitgliedergruppe Appenweier
des Historischen Vereins für Mittelbaden.
Schriftleitung: Karl Maier

Seit Jahren widmen sich Karl Maier und seine
Mitarbeiter im „Appenweierer Heimatblatt"
vorbildlich der Darstellung und Erforschung
der Lokalgeschichte, die zugleich immer ein
Stück Geschichte der Ortenau und ein kleines
Stück Weltgeschichte ist. In diesem Jahr weist
die Reproduktion eines alten Kartenwerks von
Daniel Spekel von 1573 auf das Schwerpunktthema
„Topographien" hin, um die sich dieses
Mal die Beiträge gruppieren. Karl Maier hat eine
Dokumentation alter Ortsbeschreibungen
aus der Zeit zwischen 1806 bis 1935 zusammengestellt
, die interessante Einzelheiten über
Appenweier vermitteln.
Die zentrale Verkehrslage und die administrative
Zentralstellung verliehen einst dem Ort seine
Bedeutung. Appenweier bildete als Umsteigebahnhof
nach Paris und zu den Renchtalbä-
dern ein „Tor zur Welt". Wegen der günstigen
strategischen Lage besetzten deswegen auch
1923 die Franzosen den Ort und unterbrachen
den Bahnverkehr. Zur Postkutschenzeit besaß
Appenweier eine bedeutende Poststation und
erhielt auch später ein „Postamt 2. Klasse"
mit bedeutenden Aufgaben und beachtlicher
Personalausstattung.

Bis 1805 war der Ort Sitz der vorderösterreichischen
Reichslandvogtei und wurde nach dem
Übergang an Baden noch einmal bis 1819 Sitz
eines Bezirksamtes. Obwohl Appenweier Marktflecken
war, blieb der bäuerliche Charakter
des Ortes bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg
erhalten. Im 20. Jahrhundert ging man vor allem
zu Tabak- und Obstanbau über, nachdem
vorher Hanf-, Hopfen- und Zichorienanbau
eine große Rolle gespielt hatte. Während das
Dorf in den Koalitionskriegen verarmte, wird
es 1865 wieder als „wohlhabender" Ort geschildert
. Die überschüssige Bevölkerung war
weitgehend nach Amerika ausgewandert. Die
verkehrsgünstige Lage war andererseits dem
lokalen Brauchtum und der Tracht nicht gerade
förderlich. 1899 wird der Appenweierer
Bürger wie folgt beschrieben: „Stolz lob ich
den Appewierer, er sichert die solidesten Bänke
bei den kirchlichen und die dampfendsten
Schüsseln bei den weltlichen Festlichkeiten.
Friedlich und freundlich im Verkehr und fleißig
und sparsam im Haushalt, kommt er überall
gemütlich durchs Leben. Ein ausgeprägter

Lokalhang scheint der allgemeine Drang nach
Nudeln zu sein. Nudeln und Würscht!"
Ein Geschichtsdokument besonderer Art ist
die Chronik des Pfarrers Georg Walter, die die
Jahre 1803 bis 1821 umfaßt und Welt- und Lokalgeschichte
miteinander verbindet. Nachdem
Walter den Auftrag des Ruralkapitels, über die
Verhältnisse der Pfarrei in den letzten 50 Jahren
zu berichten, ausgeführt hat, führt er aus
eigenem Antrieb die Aufzeichnung der Gegenwart
fort und weitet sie zur orts- und weltgeschichtlichen
Zeitchronik aus. Durch die bemühte
Objektivität des registrierenden Chronisten
schimmert immer wieder etwas von dem
erregenden Gefühl hindurch, an der Schwelle
eines neuen Zeitalters zu stehen. Walter sieht
den Umbruch aller politischen, kirchlichen,
geistigen und sozialen Ordnungen sich vollziehen
, der von der Französischen Revolution
ausgeht. Er erlebt den Übergang an Baden mit,
die Napoleonischen Kriege, die das Gesicht
Europas verändern, den Übergang der Pfarrei
an das Bistum Konstanz, den Wessenbergstreit
sowie den Wiener Kongreß und die Neuordnung
Europas, die doch nur eine aufgehaltene
Revolution war. Er nimmt teil an den Familienangelegenheiten
des badischen Herrscherhauses
, verliert aber auch nicht die Not der kleinen
Leute unter Steuerdruck und Mißwuchs aus
den Augen. Er verfolgt die freiheitliche Bewegung
in Europa und in Baden und nimmt mit
Sympathie Anteil am Wirken der Landstände.
So entsteht, wie Karl Maier treffend bemerkt,
„eine Weltgeschichte aus den Augen eines
Landpfarrers".

In sehr verdienstvoller Kleinarbeit versucht
schließlich Karl Maier die Lage des verschwundenen
Dorfes Rüchelnheim bei Zimmern zu
klären. Er zieht dazu die bisherigen lokalgeschichtlichen
Forschungen heran, befragt alte
Karten und greift auf Urkundeneinträge zurück
. Mit großer Wahrscheinlichkeit — so
Maier — ist das Dorf Rüchelnheim im Zuge
des Wiederaufbaues nach dem 30jährigen
Krieg im Unterdorf von Urloffen aufgegangen
.

Heinz G. Huber

Archäologische Nachrichten aus Baden.

Heft 28. 1982, Heft 29. 1982. Herausgeber:
Förderkreis für die ur- und vorgeschichtliche
Forschung in Baden e. V., Freiburg/Breisgau.
Archäologische Ausgrabungen in Baden-
Württemberg, hrsg. im Auftrag des Landesdenkmalamtes
Baden-Württemberg. Stuttgart
K. Theiss-Verlag 1981, 1982.

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