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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0021
Burgen

Hans-Martin Maurer

Der Aufsatz wurde mit gütiger Erlaubnis des Verfassers entnommen: Württembergisches
Landesmuseum Stuttgart, Die Zeit der Staufer. Geschichte-
Kunst-Kultur. Katalog der Ausstellung Band III Aufsätze. Stuttgart 1977,
S. 119—128.

„Ich verfüge über ungemein viele, starke, uneinnehmbare Burgen", schrieb
König Philipp, der Sohn Friedrich Barbarossas, stolz und mit dem Unterton
einer Drohung an den Papst. Er untermauerte damit seine Erklärung, weshalb
er die „Last" des Königtums übernommen habe: Kein deutscher Fürst sei reicher
, mächtiger und ruhmvoller als er. Nach der Ermordung Philipps verlobte
sich sein Rivale und Nachfolger, König Otto IV., mit der Tochter des Verstorbenen
, der Erbin des staufischen Besitzes. Der Chronist Arnold von Lübeck
berichtet darüber: „Er nahm sie als Gattin auf mit ihrem väterlichen Erbe, mit
vielen Reichtümern und mit dreihundertfünfzig Burgen." Die Zahl und Stärke
der Burgen war nach diesen Aussagen eine Grundlage und ein Maßstab
herrscherlicher Macht.

Aber es war nicht der König allein, der über ein Netz von Burgen gebot, er
mußte dieses Machtmittel mit zahlreichen anderen Magnaten teilen. Unter allen
architektonischen Schöpfungen der Stauferzeit, dieser Blütezeit der Baukunst
, war die Burg die eigentümlichste. Höfe, Dörfer, Städte, Kirchen, Klöster
gab es zu allen Zeiten, die Ritterburg aber ist ein unverwechselbares Produkt
des Mittelalters. Sie ist wie kein anderer Bautyp geeignet, Strukturen,
Wesen und Geist staufischer Zeit zu repräsentieren.

I. Burgenbau und Adelspolitik

Die hochmittelalterliche Burg in ihrer typischen Art entstand, als isoliert gelegene
Befestigungen (die es längst vorher schon gab) zu Wohnsitzen führender
Geschlechter — und nur für sie und ihre Hofhaltung — ausgebaut wurden.
Wann dieser folgenreiche Vorgang einsetzte, läßt sich recht genau bestimmen:
kurz nach der Mitte des 11. Jahrhunderts. Es gibt bedeutende geschichtliche
Strömungen, deren Anfänge im Unsichtbaren, Geistigen, Psychologischen liegen
und die deshalb nicht leicht zu fassen sind. Beim Burgenbau war das Gegenteil
der Fall. Er muß von den Zeitgenossen, von denen, die ihn betrieben,
und von denen, die ihn erlebten, also von allen, als eine bewußte Neuerung,
eine kühne Reform, ein abenteuerliches Wagnis angesehen worden sein. Vielleicht
ahnten viele, daß er eine Systemveränderung bewirkte oder zumindest
signalisierte. Jeder der vielen Grafen und reichen Edelherren, der eine Höhenburg
erbaute oder als Wohnung umbaute, muß einen Entschluß gefaßt haben,

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