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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0029
Ein Teil der Burgen erhielt anstatt des Bergfrieds oder zusätzlich zu ihm einen
anderen Wehr-Bauteil: die sogenannte Schildmauer. Sie entstand dadurch,
daß eine Seite der Umfassungsmauer noch massiger und stoßfester als die anderen
Teile (bis zu drei und vier Meter dick) und noch höher (15 bis 30 Meter
hoch) ausgeführt wurde. Manche Schildmauern erhielten schmale Innenräume
und Gänge, die von hochgelegenen Türen aus zugänglich waren. Die
Schildmauer war nur sinnvoll bei Spornburgen, bei denen eine Seite wegen
fehlender Überhöhung besonders bedroht war. Bei diesen aber war sie dem
Bergfried fortifikatorisch überlegen, da sie nicht nur punktuell schützte, sondern
als mächtige, unüberwindbare Wand, als gewaltiger Schild die Burg
frontal deckte. Die Schildmauer scheint denn auch in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts und im 14. Jahrhundert den Bergfried auf Spornburgen allmählich
abgelöst zu haben. Ihr Vorkommen beschränkt sich aber auf bestimmte
Landschaften.

Die zweite wichtige bauliche Anforderung an die Burg war, Wohnen angemessen
und selbst für gehobene Ansprüche zu ermöglichen. Die Burg mußte zwei
sich eigentlich ausschließenden Aufgaben gerecht werden: Sie mußte als Militäranlage
unzugänglich und hermetisch verschlossen sein und gleichzeitig der
führenden Gesellschaftsschicht einen standesgemäßen Lebensbereich bieten.

Die in dieser Doppelfunktion angelegte Problematik zeigt sich schon beim
Tor. Der Charakter als Wohnsitz verlangte eigentlich leicht begehbare, befahrbare
, große und möglichst auch repräsentative Zugänge. Militärisch aber
war das Tor ein schwacher Punkt, ein Hauptangriffsziel, weil sich hier die
Mauern öffneten und die Türen verhältnismäßig leicht eingestoßen werden
konnten. Man beschränkte sich daher auf einen einzigen Zugang, machte das
Tor nicht größer als notwendig, schützte es durch zusätzliche Wehreinrichtungen
wie Fallgatter und später durch Zugbrücken, brachte es oft seitlich an,
deckte es durch Mauerknicke oder Türme und schuf in manchen Fällen ganze
Torhallen oder Tortürme. Die größeren Burgen hatten mehrere Tore hintereinander
, um Rückzugsmöglichkeiten offenzuhalten.

Innerhalb der Umfassungsmauern standen Wohngebäude, in der Umgangssprache
schlicht hus, in den lateinischen Urkunden domus, in der gehobenen
Literatur auch palas genannt. Noch heute sieht man in den Ruinen die Mauergerippe
mit den Konsolen, Absätzen oder Löchern für die Balkendecken in
mehreren Geschossen übereinander, die Kamine für die Kemenaten (heizbare
Räume), die Fensteröffnungen mit Sitzbänken, manchmal Fälze für die Läden
, die Aborterker, die Nischen und Konsolen für allerlei Wohnbedürfnisse.
Wandverputz, Wandbehänge, Raumeinteilung und Mobiliar sind fast überall
verschwunden. Kamine und Abflußrohre erinnern an ehemalige Küchen.
Selbst bei den Wohnbauten ließ man militärische Überlegungen nicht beiseite.
Sie wurden im 13. Jahrhundert meist ganz aus Stein erbaut, hatten kräftige

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