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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0031
Diensten konnten sie auch andere kulturelle Aufgaben übernehmen: die Ausbildung
der Jugend, die Besorgung von Kanzleidiensten und das Vorlesen literarischer
Werke.

Die bisher beschriebenen Aufgaben der Burg entsprangen praktischen Bedürfnissen
, aber sie erklären die Gestalt der Burg, wie sie sich in vielen Ruinen bis
heute darstellt, noch nicht ausreichend. Besucher von Burgen, gerade auch historisch
nicht vorgebildete, sind immer wieder überrascht von der Formgebung
der ehemaligen Bauherren und ihrer Baumeister. Das beginnt schon bei den
Umfassungsmauern, selbst denen der mittleren Adelsschichten. Wo immer es
der verfügbare Werkstein erlaubte, stellte man Steinmetzen in Dienst, ließ
grobe Steinblöcke rechtwinklig auf gleiche Höhenmaße bearbeiten und verlegte
die Quader kunstgerecht in durchgehenden waagrechten Schichten und
streng lotrecht in die Höhe. Die Kanten der meist polygonalen Mauern sind
durch Randschlag hervorgehoben, laufen kerzengerade von unten nach oben,
gliedern die Wände und betonen die Korrektheit der Werkarbeit. Ein wichtiges
Stilmittel aber war der Buckelquader, in Süd- und Mitteldeutschland weit
verbreitet, der den Mauern ein eigentümlich kraftvolles, drohendes und
gleichzeitig ein lebendig bewegtes Aussehen gab. Die Tore, ebenfalls in Quader
gefaßt, schlössen rundbogig oder flach-spitzbogig und sind gelegentlich
durch Profile oder Gesimse geschmückt. Auch die Gebäude im Innern sind in
exakt gefügten Hausteinmauern, manchmal in Quaderwänden erbaut. Die beheizbaren
Wohnbauten der Burgherren zeigen vielfach vornehm gestaltete
Schmuckformen: Rundbogen- und Spitzbogenportale, spätromanische und
frühgotische Fensterfassungen, oft durch Säulchen geteilt und manchmal mit
Maßwerk geziert, in den oberen Geschossen immer reicher werdend, gelegentlich
zu Arkaden ausgestaltet. Verziert sind häufig auch Kamine, Konsolen und
Erker. Das waren nicht nur Zweckbauten, hier wurde bewußt Baukultur gepflegt
, Reichtum und Kunstsinn zur Schau gestellt, Repräsentation getrieben,
der adlige Rang und die gehobene gesellschaftliche Stellung der Burgherren
demonstriert. In diesen gepflegten Bauformen zeigt sich die höfisch-gesellschaftliche
Funktion der Burg. Der Burghof war Schauplatz aristokratischen
Lebens, Freitreppen, Arkaden, Galerien, Söller, vornehme Fenster und Quaderwände
säumten ihn. Hier konnte man Zusammenkünfte abhalten, Verträge
schließen, Beratungen durchführen, kleinere Turniere veranstalten, Feste
feiern und fahrende Sänger auftreten lassen.

Der Rang der Burgeigentümer verlieh der Burg über die militärische, wohnliche
, wirtschaftliche, sakrale und baukünstlerische Bedeutung hinaus eine weitere
, politisch ihre wichtigste: die zentralörtlich-herrschaftliche Funktion.
Burgen wurden zu Mittelpunkten von Herrschaften und Verwaltungsbezirken
, von politischen und administrativen Einheiten. Die abhängige Landbevölkerung
mußte Zinsen, Gülten, Steuern auf die Burgen liefern und in manchen
Fällen Fronen leisten. Auf Burgen saßen Vögte, Schultheißen, Richter,

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