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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0032
Amtmänner, die administrative, richterliche und polizeiliche Aufgaben ausübten
. Von Burgen aus wurden Straßen überwacht, die Schiffahrt kontrolliert
, Bergbau in Gang gesetzt und Wälder kolonisiert. Auf den Burgen wurden
Entscheidungen gefällt, die das öffentliche Leben bestimmten und vielen
zum Schicksal in gutem und bösem Sinne werden konnten. Hier waren Kanzleien
, auf denen man Gütereinkäufe, Vereinbarungen, Testamente beurkunden
lassen konnte. Die Anziehungskraft der Burgen ließ vor ihren Mauern,
das wurde schon erwähnt, Fronhöfe, Gewerbebetriebe, Märkte und Städte
entstehen, die die zentrale Bedeutung noch steigerten.

Dieser Charakter der Burg machte nicht nur weitere Verwaltungs- und Wirtschaftsbauten
notwendig, auch die Burg selbst wurde zum gestalterischen
Ausdruck der Herrschaftsfunktion. Schon die Höhenlage wirkte wie ein Symbol
der ständischen Erhabenheit. Die stolze Höhe der Umfassungsmauern, die
Wucht und Geschlossenheit des Baukörpers markierten aristokratische Distanz
. Selbst die Fortifikation dürfte nicht nur militärische Gründe haben,
sondern als Ausweis des Burgherrn verstanden worden sein, zur führenden
Schicht zu gehören, als eine überzeugende Dokumentation herrscherlicher
Stellung.

Baulicher Schwerpunkt, architektonische Steigerung der Baumasse und überwältigender
Ausdruck aristokratischer Ansprüche aber war der mächtige
Turm, der Bergfried, der den Burghof und die ganze Anlage beherrschte und
weithin sichtbar über sie hinausragte. Er verzichtet zwar, abgesehen von einigen
Ausnahmen, auf bauplastischen Schmuck, aber er ist auf zahlreichen Burgen
ausgezeichnet durch gediegenste Steinmetzkunst, durch besonders exakt
bearbeitete voluminöse Buckelquader, durch geradlinige Fugen, durch fein
umrandete Eingänge und Scharten und durch zahlreiche Steinmetzzeichen.
Der Turm, das wird fast immer übersehen, ist nicht nur ein Zweckbau, ein
Fluchtort, nein, es gibt kaum Berichte darüber, daß sich Burginsassen hier
lange halten konnten, der Bergfried hatte noch eine ganz andere Bedeutung,
er war ein Zeichen adliger und herrschaftlicher Macht, er war — wie die ganze
Burg, aber noch konzentrierter — ein Statussymbol der Besitzer. Daß das
wirklich so verstanden wurde, beweist die Urkunde jener adligen Dame, die
den Turm ihrer väterlichen Burg mit dem zu Babel, dem Sinnbild menschlicher
Vermessenheit, verglich. In späterer Zeit konnten Türme als Gründe für
Standeserhebungen gelten. Jeder Burgenbesucher kann diese Bedeutung des
Turmes leicht auf sich einwirken lassen: Er braucht sich nur vor den Bergfried
zu stellen, und er wird sich seiner Faszination nicht entziehen können.
Wer ihn besteigt und von oben das Land überblickt, wird das Selbstgefühl adliger
Burgherren verstehen.

Die Aufzählung der Bauformen und Bauregeln kann in diesem Abriß nicht
vollständig sein. Wichtig und für die Burg charakteristisch ist, daß sie jeweils

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