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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0033
verschiedenen Anforderungen gleichzeitig zu genügen hatte. Man kann daher
die Burgen nicht nach Funktionen in klar abgrenzbare Gruppen einteilen.
Wohl aber konnte die eine oder andere Aufgabe stärker betont, die eine oder
andere Gegebenheit vorherrschend und dadurch die Architektur beeinflußt
sein. Je nach dem Gelände zum Beispiel empfahlen sich Zentral- oder Axialanlagen
, je nach Zahl des Personals und Umfang der Verwaltungseinrichtungen
großflächige oder kleinere Bauten, je nach Zweck mehr Wohnlichkeit
oder stärkere Fortifikation, je nach Rang und Vermögen mehr oder weniger
bauliche Qualität, je nach Herrschaftsbewußtsein und Mittel ein oder zwei
Türme oder überhaupt keiner. Schließlich blieb ein Spielraum für persönlichen
Gestaltungswillen. Keine Burg gleicht der anderen. Zwar gab es verbreitete
Bauelemente und geläufige Bauformen, aber ihre Anwendung ließ eine
Fülle von Möglichkeiten zu, und die Unterschiede sind fließend.

Die Eigenart des staufischen Burgenbaus läßt sich im Vergleich mit dem Burgenstil
der vorangehenden und der folgenden Epoche am besten erkennen. Die
Burgenkunde hat zwar lange angenommen, die Gestalt der Burg sei vom
11. Jahrhundert bis zur Anwendung von Pulverwaffen im 14. Jahrhundert im
wesentlichen dieselbe geblieben. Man ging von den zahlreichen bekannten
Ruinen aus und merkte nicht, daß sie, soweit überhaupt datierbar, meist ins
13. Jahrhundert gehören. Es ist schwer, Aufschlüsse über die Burgen der früheren
Zeit, der spätsalischen und frühstaufischen Periode, zu gewinnen, da sicher
nachweisbare Bauteile dieser Zeit nur selten und sehr ruinös erhalten blieben
und die Burgenarchäologie (besonders in Südwestdeutschland) noch in
den Anfängen steckt. Aber man kann heute schon sagen, daß man die Ritterburg
des 13. Jahrhunderts nicht einfach um ein oder zwei Jahrhunderte zu-
rückprojizieren darf, sondern daß sich Entwicklungen vollzogen haben. Zum
Beispiel lassen sich so markante Bauformen wie der Bergfried und der Buckelquader
vor der Mitte des 12. Jahrhunderts nicht nachweisen. Auch bevorzugte
man im 11. Jahrhundert noch nicht die später so beliebte Spornlage, sondern
die Gipfellage, die ringsum, ohne Ausnahme, Überhöhung bot. Das wichtigste
Gebäude der älteren Burg war weder ein Bergfried noch ein Palas im späteren
Sinn des Wortes, sondern ein Wohnturm, der beide Funktionen in sich
vereinigte. Um ihn herum standen die Wirtschaftsgebäude, wohl größtenteils
noch in Holz gebaut und ohne strenge Anordnung. Wichtig für das Aussehen
und die äußere Wirkung der salischen Burg war eine große Fläche mit einer
weniger dichten Bebauung und mit weiten, ringförmigen Umfassungsmauern,
die weniger hoch und kräftig, aber mit weiten Gräben und Wallsystemen umgeben
waren.

Die Entwicklung von der salischen zur spätstaufischen Burg bedeutete also
räumliche Konzentration, eine Vereinfachung des Grundrisses, das Aneinanderrücken
weniger, kräftiger Bauten, eine fortifikatorische Verstärkung, vor
allem in Form einer totalen Geschlossenheit durch Erhöhung und Dichte der

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