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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0034
Mantelmauer. Im Innern fand diese Konzentration ihren Höhepunkt im Bergfried
, der die Gebäudegruppe überragte, sammelte und akzentuierte. Die Burg
wurde jetzt erst wuchtig, kompakt, monumental. Aber die drohende Massigkeit
fand ihr Gegengewicht in baulicher Qualität und Kultur, in der Ausbildung
des Buckelquaders und der Formung von Portalen, Fenstern, Erkern
und Arkaden. In einigen Fällen fand man sogar zu streng regelmäßigem
Grundriß. Die spätstaufische Zeit wurde die Blütezeit der Burgengestaltung,
in der ein idealer Ausgleich von abschreckender Militärarchitektur und vornehmer
Residenzbaukunst erreicht wurde. Die Burg wurde zum Abbild der
ritterlichen Welt, die ebenfalls durch die Spannung zwischen Kriegertum und
gehobenen Lebensnormen gekennzeichnet ist.

Einige Jahrzehnte, ein knappes Jahrhundert lang, herrschte in weiten Teilen
Deutschlands dieser Burgenstil, dann setzte eine neue Entwicklung ein. Sie
führte wieder zu nüchterneren, schlichteren, einseitiger zweckmäßigen Formen
. Der wehrtechnisch entscheidende Fortschritt war die Ergänzung der vertikalen
Verteidigungsweise (von oben nach unten) durch die horizontale. Um
den Feind von vornherein auf Distanz zu halten, baute man Zwingeranlagen,
oft in mehreren, konzentrischen Ringen, und weite Vorburgen und stattete sie
mit Schießscharten und mit flankierenden Mauertürmen aus. Die Tendenz,
den Gegner mit Schußwaffen (zunächst mit der Armbrust) von weitem zum
Stehen zu bringen, setzte bereits vor Erfindung der Pulverwaffen im 14. Jahrhundert
ein, verstärkte sich aber dann noch erheblich. Die spätmittelalterliche
Burg verlor den Charakter des Einfachen und Monumentalen, sie wurde zu einer
vielgliedrigen, gestaffelten Anlage, die ihre gestalterischen Reize in dem
malerischen Wechsel der Formen hat.

III. Befestigungsrecht und Burgfrieden

Burgenbesuche führen immer wieder zu der Frage, wie sich denn nun das Leben
auf den exponiert gelegenen, romantisch anmutenden Bauten abgespielt
habe. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, wohl aber der Wissenschaft
, denn gerade darüber fehlen Quellen. Briefe von Burgenbewohnern, in
denen sie persönliche Verhältnisse schildern, sind aus dem hohen Mittelalter
nicht erhalten. In der Dichtung und Literatur werden zwar Burgen häufig erwähnt
und beschrieben, aber nicht eigentlich die bestehenden, sondern vielmehr
fiktive Anlagen, Idealburgen, deren Beschreibung sich in Topoi vollzieht
und bunte, ausschweifende, zum Teil groteske Züge annimmt. Wahrscheinlich
ließen sich durch mühsame Stilanalysen den Gesängen und Erzählungen
dennoch einige historische Fakten entnehmen, aber die Forschung hat
sich diesem Thema bis jetzt nur wenig gewidmet.

In die urkundlichen Quellen sind Burgen viel seltener eingegangen, und plastische
Schilderungen fehlen ganz, aber sie vermitteln wenigstens einige nüchterne

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