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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0108
(„feindabschreckenden") Dämonenfratzen, die an vielen anderen Burgen
feindwärts an Außenseiten angebracht wurden. Sie sollten den Feind
schrecken bzw. die Flüche des Bösen auf ihn ziehen (man spricht auch von sogenannten
,Neidköpfen').

Zusammen mit dem oben erwähnten Tor am frühgotischen Zwinger bildet
dieses Tor, wenn im Westen zwischen beiden eine Sperrmauer gefunden wurde
, wie Linde wahrscheinlich macht, und wenn im Osten fast kein Raum mehr
nach Anlage der Ostabgrenzung dieses letzten Zwingers war, einen abgeschlossenen
Raum, eine sogenannte ,Barbakane', in dem der Feind nach seinem
Eindringen von allen Seiten vor dem Angriff auf das frühgotische Tor beschossen
werden konnte. Der Burgweg führt dann, den wenig verteidigungsfähigen
Bernhardspalas rechts im Osten, vor das erste romanische Tor des
ältesten Bauteils. So sind die Tore aus mindestens drei Bauperioden zu einer
funktionsfähigen, damals neuzeitlichen Festungsanlage verschmolzen worden
. Hinter dem romanischen Tor verengt sich der Burgweg derart, daß ein
geballtes Vorstoßen an der Trennmauer zwischen Burgweg und Kernburg im
Osten vorbei sehr schwierig wurde und der Eindringling auf engem Raum von
der rechten, ,schildfreien' Seite beschossen werden konnte. Vor dem romanischen
Tor im Norden verengt sich der Burgweg durch eine 180-Grad-Kehre
dazu auf die Hälfte des Raumes, wobei er auch noch steil ansteigt. Grabungen
haben gezeigt, daß der Feind bis in den Hof vor dem Bernhardsbau nochmals
zwei Tore überwinden mußte. Danach stand er vor dem 30 m über dem Wegniveau
ansteigenden Felsklotz, der die Kernburg des Hermannsbaus trägt.
Nachdem der Bernhardpalas angelegt worden war, mußte ein Eindringling am
ganzen Bau entlangziehen und in der Höhe des Jakobsbaus, nachdem der uralte
Zugangsweg in die Oberburg abgeschrotet worden war, einen neuen steilen
Weg in die Oberburg erzwingen, der ihn vor 2 oder 3 weitere Tore und Türen
vor dem Burghof der Oberburg geführt haben würde, aber noch nicht in
den Bergfried als letztes Refugium der Verteidiger. Ein infanteristischer Angriff
würde also bei einigermaßen starker Verteidigung zu schwer lösbaren
Problemen geführt haben, und diese Situation allein zeigt die Burg schon als
meisterliche Fortifikation ihrer Zeit, die allein 8 Torhindernisse aufgebaut
hatte.

2. Der Bernhardsbau — die 3. Bauperiode

Der Bernhardsbau gab der Burg eine ganz neue Funktion: sie wurde, notwendigerweise
nach der badischen Güterteilung zwischen Rudolf VII. und Bernhard
I. 1388, Residenz eines gräflichen Zweiges bis 1479 für fast 90 Jahre. Er
vereinigte einen fürstlich-repräsentativen Palas-Saal mit repräsentativen weiteren
Räumen und hochrangigen Wohn- und wohl auch Vorratsräumen in einem
zweigliederigen Baukomplex, dem eigentlichen Bernhardspalas und einem
westlichen Anbau, wie es sich für eine Residenzanlage gehörte.

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