http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0270
verwendet wurden. Im Prinzip will der Festungsbau einen festen Platz sichern,
der Angriffen eine bestimmte Mindestzeit standhält. Die Festung Kehl war ein
gutes Beispiel für das Bemühen, mit sehr niedrigen aber weit ausgreifenden
Festungsanlagen den Gegner fernzuhalten und ihm wenig Ziel zu bieten. Dem
entsprechen hier die vorgelagerten Glacis, Bastionen, Hornwerke und anderen
Außenwerke, die Wall- und Graben-Hindernisse, die Ausnutzung der zahlreichen
Wasserläufe und Inseln. Form, Höhe, Winkellage zueinander wurden
für alle Bestandteile der Gesamtanlage so berechnet, daß sie in gegenseitiger
Sicht lagen und einander unterstützen konnten, nach außen aber gedeckt waren
. Die Definition der Elemente einer Festungsanlage, wie sie Kehl vorstellte,
erleichtert das Verständnis ihres gegenseitigen Zusammenhangs innerhalb eines
Befestigungssystems.
Fachausdrücke des Festungsbaus
Bastion: vorspringendes Bollwerk des Hauptwerkes. Ihre Flanken laufen in Kehl in
einem Winkel von 73 Grad zusammen. Plattform zur Aufstellung von Geschützen. Das
Bastionssystem sichert die gegenseitige Deckung von Bastionsflanken, Kurtinen,
Ravelins und übrigen Außenwerken
Bedeckter Weg: für die Besatzung bestimmte außen am Grabenrand entlang führende
Verbindung rings um die Festung oberhalb des Glacis; mit quergestellten Traversen gesichert
Contrescarpe: die Außenwand des Grabens; oberhalb verläuft der bedeckte Weg
Corps de Place: Hauptwerk, eigentliche Festung ohne Außenwerke
Demi-lune: Halbmond, der Kurtine vorgesetztes, nach rückwärts offenes Dreieck,
niedriger als die Kurtine; dient deren Schutz
Doppelte Schere: Außenwerk mit dreifach vorspringenden Winkeln, nach rückwärts
offene Deckung zum Schutz des Hornwerks
Flesche, Fleche: Spitze, pfeilförmiges Werk auf dem Glacis vor dem bedeckten Weg
Glacis: zum Vorgelände geneigte Fläche vor dem bedeckten Weg des Werkes; schaltet
die toten (nicht einsehbaren) Winkel aus
Hornwerk: Deckungswerk vor dem Hauptwerk, bestehend aus zwei Halbbastionen mit
verbindender Kurtine und äußeren, nach rückwärts zum Hauptwerk laufenden Verbindungsmauern
Kurtine: der gerade Wall zwischen zwei Bastionen, gewöhnlich, wie in Kehl, geschützt
von vorgelagertem Ravelin oder Halbmond
Maschiculi-Turm: quadratischer Turm mit oberen vorragenden Ecktürmchen und
Bodenöffnungen, die zum Fuß des Turmes hin zur Abwehr nach unten gerichtet sind
Orillon (Bollwerksohr) und Brisure (Knick) an der Bastionsschulter: verdecken die am
Schulterwinkel in eine Nische zurückverlegte Artilleriestellung zum flankierenden
Schutz des Grabens, der Kurtine und der benachbarten Bastion
Place d'armes: Waffenplatz für Geschütze auf dem bedeckten Weg am äußeren
Grabenrand bei den einspringenden Winkeln oberhalb des Glacis
270
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0270