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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0280
Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg (1538—1590) ließ die mittelalterliche
Burg zum Wohnschloß ausbauen. Ein Kostenvoranschlag für die Steinmetzarbeiten
aus dem Jahr 1559 liefert wertvolle Hinweise, die Rückschlüsse auf
Einrichtung und Aussehen dieses Renaissance-Gebäudes erlauben. Damals
scheinen Bauten auf drei Seiten gestanden zu haben mit zwei Geschossen über
dem eingewölbten Erdgeschoß, gruppiert um den Innenhof.

Zum Schloß gehörte die unter Johann Reinhard I. in der 2. Hälfte des
17. Jahrhunderts gebaute Münzstätte, die auf einem alten Münzprivileg der
Herren von Lichtenberg von 1368 beruhte und dem Schloß gegenüber auf dem
linken Kinzigufer errichtet wurde. Sie schlug seit 1620 vor allem Sechsbätzner
mit dem Porträt des Grafen, zwar mit modernen Prägewalzen, doch illegal
und unter Wert, ohne Angabe von Prägeort und Jahr. Nach Verruf der Kippermünzen
versiegte 1625 die einträgliche Geldquelle; wegen Verschuldung
wurde die Münze verpfändet.

Die Umgebung des Schlosses veränderte sich unter dem Einfluß neuer
Waffen- und Belagerungstechniken. Die zeitgenössischen Merianstiche zeigen
einfache bug- oder winkelförmige Bastionen mit Wassergräben auf allen Seiten
des Schlosses sowie zwei äußere „Pasteien" vor dem Zolltor und ebensolchen
Schutz für die Münzstätte am linken Ufer (1640, 1643). Das Zolltor
zwischen zwei Rundtürmen war wie die Stadtmauer im Nordosten durch
mehrere Bastionen geschützt. In ihrer fünfeckigen Form ähneln sie den Befestigungen
, wie sie der Straßburger Stadtbaumeister und Festungsingenieur
Daniel Specklin im Auftrag Philipps IV. 1577 bis 1580 um die Burg Lichtenberg
anlegte. In Willstätt sind Spuren der Bastionen an der Zollgasse an zwei
Stellen deutlich erkennbar. Beim einstigen Zolltor lassen die Grundstücksgrenzen
nördlich der Hauptstraße den Verlauf des um die vorgelagerte
Bastion herumgeführten Weges bzw. Grabens noch ablesen, wie auch an den
Parzellengrenzen noch der ganze Verlauf der alten Stadtmauer im Nordosten
noch zu erkennen ist. Der Weg vor dem zweitürmigen Zolltor verlief um die
Bastion herum. Es scheint möglich, daß Philipp IV. in Willstätt Specklins Rat
herangezogen hat.

Im Dreißigjährigen Krieg lösten sich die verschiedensten Heere in der Zerstörung
und im Wiederaufbau der Befestigungen Willstätts ab. So gibt es Nachrichten
vom Beschuß der Ostseite des Schlosses und des Eingangs, von Zerstörungen
durch kaiserliche Truppen und notdürftigen Reparaturen und Anlage
neuer Schanzen durch ihren Feldherrn Markgraf Wilhelm von Baden (1622 bis
1677). Auch die „Demolition" wurde 1635 auf Vorschlag des Hauptmanns
Kügler erwogen. Ebenso wurde vom Reichstag zu Regensburg Anfang März
1642 berichtet, „Schloß Willstetten solle demolirt oder rasirt werden".

Damals hatten lt. Merian 1640 die „Breysacher" (Truppen Herzog Bernhards
von Weimar als Verbündete der Franzosen) in Willstätt neue Bastionen ange-

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