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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0369
Die Kragsteine tragen auf Stirn- und Giebelseite Halbreliefs. Es handelt sich
um Neidköpfe (Schandmasken), also Menschen und Tierkopfreliefs, wie sie
immer wieder zur Abwehr böser Geister an Häusern angebracht worden sind.
Der Kragstein an der Nordwestecke weist auf einer Seite einen Löwenkopf
auf, auf der anderen Seite das Gesicht eines bärtigen Mannes. Auf dem Kragstein
auf der Nordostseite sieht man eine Gesichtsfratze und eine Tierfratze.
Auf dem südwestlichen Kragstein befindet sich auf der Westseite eine Sonne,
auf der Südseite das maskenhaft wirkende Gesicht eines Menschen. Originell
ist der Kragstein auf der Südostseite: er zeigt nach Süden ein Gesicht, das dem
Betrachter die Zunge herausstreckt.

Sowohl der Ost- als auch der Westgiebel weisen Dachaufsätze auf. Auf dem
Ostgiebel beginnt der Giebelaufsatz mit dem Schlußstein, in den das Wappen
des Bischofs Erasmus von Limburg geschlagen ist. Über dem Wappen, das
von zwei Figuren gehalten wird, befindet sich ein Flötenspieler, an den Seiten
des Steins, mit dem bloßen Auge kaum zu sehen, ein Trommler und ein Pfeifer
. Der Giebelaufsatz mündet aus in eine Säule, die früher eine Kugel krönte,
in die eine Wetterfahne versenkt war. Die Kugel ist geborsten, auch jene, die
auf dem westlichen First ende angebracht war.

Eine geriefte (kannelierte) Säule, auf quadratischer Basis stehend, wächst dort
aus dem Giebelaufsatz. Der Säulenschaft mündet aus in eine Kämpferplatte
mit vier Eckknäufen, die den Giebelaufsatz unterteilt. Den Säulenabschluß
bildet eine inzwischen geborstene Sandsteinkugel. Am Säulenschaft hängt ein
Männchen, so als wollte es die Säule erklettern und nach der Wetterfahne greifen
oder neugierig um die Säule herumschauen. Die Skulptur ist stark verwittert
.

Zwischen den Giebelenden (auf der Westseite) ist ein mit einer Bischofsmitra
bedeckter Kopf zu sehen. Zu vermuten ist, daß die Skulptur die Gesichtszüge
des Erbauers aufweist. In der westlichen Giebelmauer befinden sich Widerlager
aus Sandstein. Sie dürften früher einen Balkon gestützt haben. Der halb-
turmartige Anbau, kurz vor dem ersten Weltkrieg errichtet, ersetzte einen früheren
Toilettenanbau.

Geschichtliche Bedeutung

Jahrhundertelang war das ,alte Schloß' Verwaltungsgebäude. Bei Visiten der
„Oberen Herrschaft" residierten dort gelegentlich auch die Straßburger Landesherren
. Von 1790 bis zu seinem Tode im Jahre 1803 war das Schloß Residenz
des letzten Fürstbischofs von Straßburg, des Kardinals Ludwig Renatus
Eduard, Prinz von Rohan-Guemenee, der vor der Französischen Revolution
Zuflucht in seinen rechtsrheinischen Besitzungen gesucht hatte. Im Gefolge
des Kardinals war auch dessen Nichte, die Prinzessin Charlotte Luise Dorothea
von Rohan-Rochefort, mit der Prinz Louis Antoine Henri de Bourbon,

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