Freiburger historische Bestände - digital

Fürstenresidenz fürs Kinzigtal zu werden. Des Landgrafen Nachfolger hatten
kein Geld und kein Interesse mehr an einer Vollendung des Baues. So blieben
die Räume des Südflügels, in dem heute das Amtsgericht ist, wie auch diejenigen
, in denen die Finanzverwaltung und die Polizei ihre Diensträume haben,
unvollendet, bis sie vor einigen Jahren der Zweckmäßigkeit wegen Umbauten
erfuhren, die zwar leider die riesigen Kellergewölbe vernichteten, aber nach
außen die Verbesserung brachten, daß der Treppenanbau von 1925 entfernt
wurde. Der Schloßhof, in diesem Fall der kleinere östliche, erfuhr eine gärtnerische
Gestaltung, die wohl den Steuerzahlern den Besuch des Finanzamtes erfreulicher
machen sollte.

Der große Schloßhof, wohl einmal als fürstlicher Ehrenhof gedacht, mußte in
den letzten Jahren manches von seiner einst traulichen Ruhe verlieren, indem
er für die verschiedenen Behörden als Parkplatz benötigt wurde. Von seiner
ursprünglichen Bepflanzung blieb außer ein paar Büschen an den Rändern nur
die hohe Schloßlinde erhalten. Einige Partien des Schlosses konnten in den
letzten Jahren erneuert werden, daß sie doch immerhin etwas von der einstigen
Bedeutung dieses Baues zeigen. Da ist vor allem die Schloßkapelle, die
nach 27j ährigem Ringen vor der Vernichtung bewahrt bleiben konnte und
wieder als eine der schönsten Andachtstätten unserer Heimat ihrem hohen
Zweck dient, nachdem sie knapp dem Schicksal entronnen war, zu Büroräumen
der NS-Kreisleitung verbaut zu werden. Nach dem Krieg diente sie als
Roßstall, den Marokkanern als Kriegsgefangenenlager für Deutsche, als

449