Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0464
wickelt, wenn er nicht sogar als Raubritter verschrieen war. Seine Besitzungen
hat er nacheinander fast alle verkauft, verpfändet oder belastet23, nicht zuletzt
auch die Herrschaft Schiltach.

Die diesbezügliche Urkunde ist am 31. August 1381 ausgefertigt worden und
beinhaltete den Verkauf von „Schilttach die bürg und Schilttach die statt in
dem Kinczgental gelegen" um 6000 Gulden an den Grafen Eberhard von
Württemberg24. Der Vollzug dieses Kaufes zog sich aber noch Jahrzehnte hin,
weil die Bezahlung der stolzen Kaufsumme in Raten erfolgen sollte, aber auch
weil der Urslinger in Schiltach schon nicht mehr der Alleininhaber gewesen
war. Teile von Burg und Stadt waren schon früher an die Geroldsecker verpfändet
worden25, die ihrerseits dieses Pfand zur Bezahlung von Schulden
weitergaben, so daß im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts noch eine ganze
Reihe von Ansprüchen bestand. Daß man zu deren Durchsetzung auch Gewalt
anwandte, zeigt der Fall des Mathis von Signau, der 1378 Burg und Stadt
Schiltach besetzte und dabei offenbar großen Schaden angerichtet hat26. Die
Ablösung der Rechte der verschiedenen Pfandinhaber war das Bestreben der
württembergischen Grafen seit dieser Zeit, während sie sich mit Reinold von
Urslingen 1398 darauf einigten, ihn bis zur vollen Bezahlung der Kaufschuld
als Pfandinhaber mit Wohnrecht auf der Burg Schiltach und der Aufgabe der
Burghut einzusetzen27. Insofern war man dort nie sicher, in eine der Fehden
des Urslingers verwickelt zu werden28, der auch „Herzog von Schiltach"
genannt wurde und als solcher berüchtigt war. Er verstarb im Jahre 1442 im
Hegau, und die Nachwelt erinnerte sich seiner als „armer verdorbener Bettel-
Hertzog, saß zu Schiltach am Schwarzwald"29. Hier ist der letzte Urslinger als
einziger der mittelalterlichen Herrschaftsinhaber überraschend populär geblieben
wohl nicht zuletzt deshalb, weil sein Wappen mit den drei roten Schilden
im weißen Feld das Schiltacher Stadtwappen geworden ist.

Es war den Grafen von Württemberg im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts
gelungen, die Kaufsumme für Schiltach abzubezahlen, so daß ihnen seitdem
die volle Verfügung über die Burg und Stadt zustand, für deren Erwerb
sie seit 1381 so viel Energie und finanziellen Einsatz aufgewendet hatten. Dieses
beharrliche Interesse lag ganz im Zuge der Territorialpolitik der Grafen,
die seit dem 14. Jahrhundert nach Westen über den Schwarzwald hinüber in
das fruchtbare und hochentwickelte Oberrheingebiet drängten. Für diese
Stoßrichtung mußte Schiltach auf Grund seiner Straßen- und Paßlage wichtig
sein, und sein Besitz konnte zusätzliche Einflußmöglichkeiten im Kinzigtal eröffnen
, wo die Herrschaft Schnellingen bereits 1371 Objekt der württembergischen
Erwerbspolitik gewesen war30.

„Die vesti Schiltach, sampt dem stetle darunter"31 befanden sich nun für
mehr als vier Jahrhunderte im direkten Besitz der Grafen und (seit 1495) Herzöge
von Württemberg und teilten deren wechselvolle Haus- und Territorialgeschichte
. Im äußersten Südwesten der württembergischen Lande gelegen,

464


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0464