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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0470
Es fehlt auf der Willenburg auch nicht an sorgfältig bearbeiteten Architekturstücken
wie Gewändesteinen, Türschwellen oder eigenartig gehauenen Sandsteinplatten
; besonders ein Konsolstein und eine von einer Türwange stammende
Dämonenmaske weisen romanische Formen auf. Unter den vielen
Kleinfunden ragt ein aus zwei Stücken zusammengenieteter, bogenartig geformter
Beinstab heraus, dessen eines Ende aus einem geschnitzten Tierkopf
besteht. Die gesamten Funde warten jedoch noch immer auf ihre wissenschaftliche
Bearbeitung, so daß vor allem im Hinblick auf ihre Datierung
noch keine Klarheit besteht. Als generelles Ergebnis der Grabungen kann bisher
immerhin festgestellt werden, daß hier eine Burg des frühen Hochmittelalters
aufgefunden wurde, die ohne spätere Überbauung blieb und möglicherweise
schon in staufischer Zeit untergegangen ist3. Die Zeitansätze reichen von
„erste Hälfte oder um die Mitte des 12. Jahrhunderts"4 bis zu dem dendro-
chronologisch ermittelten Fällungsjahr „zwischen 1194—1200" eines im
Burgbrunnen aufgefundenen Balkenstücks5. Spätestens zu diesem Zeitpunkt
muß die Willenburg fertiggestellt gewesen sein, wenn der besagte Balken nicht
in eine schon länger bestehende Burg eingebaut worden ist.

Als eine Anlage des 12. Jahrhunderts gehört die Willenburg in die Reihe der
frühen Höhenburgen des Schwarzwaldes und weist, wie beispielsweise die
Rauhkastenburg, Alt-Hornberg oder die Rödelsburg bei Staufen, neben ihrer
Höhenlage eine ausgesprochene Siedlungsferne auf. Bezeichnend für die Willenburg
ist jedoch auch ihre Beziehung zu der an ihrem Fuße vorbeiführenden
„Schiltacher steige" (1386)6. Diese relativ frühe Erwähnung eines Verkehrsweges
meinte den sehr steilen und schwierigen Aufstieg der damals durch das
Kinzigtal führenden Straße hinüber auf die Hochfläche des oberen Neckargebiets
. In Schiltach auch „Rottweiler Straße" genannt7, besaß sie als eine der
wenigen Schwarzwaldquerverbindungen überregionale Bedeutung und ist
wohl schon im frühen Hochmittelalter intensiv befahren und begangen
worden8. Einer direkt über ihr gelegenen und sie damit beherrschenden Anlage
wie der Willenburg kann eine Funktion als „Straßenburg" somit am
ehesten zugekommen sein.

Aber auch als solche benötigte sie eine wirtschaftliche Grundlage, welche nur
in den unter ihr gelegenen Tälern der Schiltach und der Kinzig gesucht werden
kann. Ihre Besiedlung dürfte im 12. Jahrhundert in vollem Gange gewesen
sein, was nicht zuletzt durch die Einrichtung der Pfarrei „Schiltach" (1275
erstmals genannt)9 demonstriert wird. In sie waren die Höfe eines Sprengeis
einbezogen, der weit in beide Täler hineinreichte und auf den die im Spätmittelalter
erkennbare Herrschaft Schiltach gründete. Deren politische und rechtliche
Ausgestaltung muß jedoch schon damals zur Zeit der Besiedlung stattgefunden
haben, ohne daß bisher bekannt wäre, von wo aus diese betrieben wurde.
Hier ist vorzugsweise wieder an die Willenburg zu denken, die gleichfalls dem
12. Jahrhundert angehört, und deren Höhenlage sich dann mit einer erst von
ihr ausgehenden Erschließung der Täler erklären läßt.

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