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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0484
rankt38. Schließlich nahm Gangolf hier seinen Wohnsitz und nannte sich seit
1471 „Herr zu Geroldseck und Schenkenzell"39. Er bestellte sich 1474 „den
vesten Hansen von Reckenbach" zum Burgvogt unter Bedingungen, die einen
guten Einblick in dieses Amt verschaffen: Er erhielt das Wohnrecht ,,im
Schloß", das er zu behüten und mit Gesinde zu versehen hatte. Verschiedene
Grundstücke wurden ihm zur Nutzung verliehen, dazu Weide-, Holz- und
Wasserrechte. An Abgaben standen ihm die Schulter-, Eier- und Hühnerzinse
aus Reinerzau, Kaltbrunn und Schenkenzell, sowie aus der Witticher Kasten-
vogtei 10 Malter Roggen zu. Nutzen konnte er auch die zur Burg gehörenden
Frondienste, und darüber hinaus erhielt er jährlich zwei Hofkleider und acht
Gulden Bargeld. Als Gegenleistung hatte er dem Geroldsecker ein Pferd und
ein reisiges Pferd bereitzuhalten und ihm auf der Burg Stallung, Heu und
Stroh für die Pferde und ihm selbst ein Mahl und Wein gegen Entgelt zu
geben40.

Von Gangolf selber ist bekannt, daß er in wachsenden wirtschaftlichen
Schwierigkeiten lebte, so daß er seit 1488 gezwungen war, die gesamten ge-
roldseckischen Besitzungen im Kinzigtal zu veräußern. Als Käufer fand er die
Grafen von Fürstenberg, die ihrerseits an der Vergrößerung ihres Kinzigtäler
Territoriums interessiert waren und offenbar auch finanzkräftig genug gewesen
sind. Nachdem sie 1490 die Herrschaft Romberg erwerben konnten, mußte
der Geroldsecker 1498 den größten Teil der Herrschaft Schenkenzell für
1400 Gulden an sie verpfänden, noch ohne die Burg und die Kastvogtei Witti-
chen, die er dann zwei Jahre später für weitere 920 Gulden verkaufte41. Den
bei diesen Geschäften ausgestellten Urkunden lassen sich nochmals der Umfang
und die Rechte der Herrschaft Schenkenzell entnehmen, wie sie letztlich
aus dem hohen Mittelalter überkommen waren: Die Täler Kaltbrunn und
Kuhbach sowie das Dorf Schenkenzell mit „lüten und guten", der niederen
und der hohen Gerichtsbarkeit, deren Kern die Burg Schenkenzell gewesen ist.
Dazu gehörte ursprünglich auch das Tal Reinerzau, das schon früher an
AlDirsbach verpfändet worden war, und auch Wittichen, über das seit der
Klostergründung die Geroldsecker die Kastenvogtei besaßen. Bevor sie 1331
an dieses Kloster geschenkt worden waren, standen auch die Kirchenpatronate
von Schenkenzell und Roßberg dem Herrschaftsinhaber zu, der hier die volle
Grund-, Orts-, Gerichts- und Kirchherrschaft besessen hat42.

Nur um wenig geschmälert waren diese Rechte seit 1500 fürstenbergisch geworden
, und die Schenkenburg wurde, nachdem Gangolf von Geroldseck
1506 für nochmals 300 Gulden auf sein Wiederlösungsrecht verzichtet hatte43,
von dem Grafen Wolfgang von Fürstenberg als Lehen ausgegeben. Zu ähnlichen
Bedingungen, wie schon früher die Burgvögte bestellt worden waren,
erhielt der Junker Hans von Weitingen 1513 „Schloß Schenkenzell" als erbliches
Mannlehen, dazu noch das Jagdrecht jenseits der Kinzig44. Seine Neffen
und Nachfolger als Lehensträger machten sich dem Grafen Wilhelm von Fürstenberg
gegenüber jedoch des Treuebruchs schuldig, was diesen als streitbar

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