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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0505
ein. Es wurden Schanzen aufgeworfen und die Bauern aus dem Breisgau und
Kinzigtal zu Tausenden dazu kommandiert. Fast täglich sah man in den Jahren
1792 und 1793 Scharen junger Bauern und selbst starke Wibervölker aus
dem Kinzigtal mit Schaufeln und Picken bewaffnet gen Kehl ziehen zum
Schanzen."16

Durch den ,,Fro(h)ngraben" ist man wohl (am rechten Hang des Nordrachtales
bei Lindach) zum Schanzen auf den Kamm („Schänzle") und hinunter
ins Kinzig- und Rheintal gezogen. In den Ortenau-Akten finden sich so viele
Hinweise, weil sie durch Ausgaben für Arbeit und Baumaterial als „Soll" in
den Gemeinderechnungen erscheinen. Von 1701 an müssen die Kinzigtäler —
um ein Beispiel herauszugreifen — für die von Offenburg bis Kehl angelegten
Schanzen Faschinen, Pfähle, Weiden, Bauholz, Heu und Stroh liefern, ebenso
Schänzer nach Straßburg. Die Gerichtsbarkeit jener Zeit setzte das Schanzen
sogar als Strafe ein. Eine Biberach er Bürgerstochter, die „beim Herumschwärmen
mit Soldaten den Schäppel verloren", wird 1794 zu 12 Gulden
oder zu 15 Tagen Schanzarbeit verurteilt. Strafgefangene flohen dann natürlich
bei der ersten Gelegenheit.

Harmersbacher Reichsbauern, die nicht selber gehen wollten, konnten ihre
Knechte, ja sogar Mägde oder Töchter schicken. So meldete der Obmann der
Harmersbacher Schänzer, daß „die Tochter des Gallus Schnaiter zwei Mal auf
der Schanz fehlt und einmal davongelaufen sei und wird der fronpflichtige
Vater um acht Gulden vom hohen Rath gestraft".17

Vom Sommer 1697 berichten Zeller Akten: „Man hat alle Mannschaft mit
Unter- und Oberwehr samt Schanzzeug auf die Linien stellen, 300 Mann jung
und alt, in die 6 Wochen continuierlich (beständig) zu den Schanzen halten,
auch täglich fast alle Fuhren herbeyschaffen müssen. Die Fuhren wurden
nicht von Mannsleuten, sondern vom Weibsvolk versehen und geleitet, wodurch
das ganze Wesen gleichsamb öd gestanden. Bei diesen Faschinenfuhren
ist ein Weibsbild, jung und wohlgestaltet und geraden Leibs, so auf eine
guethe Heirath hoffen konnte, elendiglich zum Krüppel durchschossen worden
."18

Besonders hart war's, wenn man für den Feind schuften mußte. Als die Franzosen
1795 unsere Gegend besetzten, hatte die Landschaft Wolfach für das
„Schanzwesen" in Kehl zu sorgen. Später mußten Kinzigtäler nach Willstätt,
Neumühl und Marlen, diesmal jedoch für die Kaiserlichen. 1799 ging's nach
Auenheim, und in den Napoleonischen-Kriegen (1806/15) mußten die Hausa-
cher, Offenburger und Kehler Werke abermals Baumaterial liefern.

Wer von den Älteren denkt dabei nicht an den Zweiten Weltkrieg — an die
Zeiten, da man draußen in der Rheinebene am Westwall baute und die
„Schänzer", z.T. in den Kinzigtalorten untergebracht, täglich auf Lastwagen
hinaus zur Arbeitsstätte befördert wurden!

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