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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0071
ben. In Hausach wird das Andenken an den Bergbau hochgehalten, und es ist
genau die Pflege dieser Erinnerungen, die uns weiter als Aufgabe auferlegt ist.

Gelingt es, bei den Ortsjubiläen auch solche Überlegungen anzustellen, das
Bewußtsein und das Erinnerungsvermögen in der angesprochenen Art und
Weise zu aktivieren, dann wird an dem geschichtlichen Sinn derartiger Veranstaltungen
nicht mehr groß gezweifelt werden können.

Zuvor ist da aber meistens noch Kärrnerarbeit zu leisten und die wissenschaftlich
haltbare Grundlage zu schaffen, auf die das Siebenhundert- und Neunhundertjährige
eines Ortes dann gestellt werden kann. Bleiben wir in den beiden
Kinzigtalstädten Wolfach und Hausach und versuchen wir nachzuzeichnen
, welchen Bedingungen sie ihre Existenz verdanken, auf welchen Fundamenten
sie entstanden sind, und wann und durch wen das alles erfolgt ist. Bei
beiden Städten sind ja keine eigentlichen Gründungsjahre überliefert, es gibt
nur Ersterwähnungen — für Hausach das Jahr 12594, für Wolfach mehrere
Hinweise aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts5 —, die in beiden Fällen
nur die Existenz belegen, nicht aber, wie lange diese schon gedauert hatte. Genaue
Gründungsdaten werden in beiden Fällen auch deshalb nicht geliefert
werden können, weil mittelalterliche Stadtgründungen oft Prozeßcharakter
haben und mit längeren Entwicklungsphasen gerechnet werden muß, so daß
nur Zeiträume, nicht aber bestimmte Jahreszahlen anvisiert werden können.

Zur Eingrenzung derartiger Zeiträume hat man in der Stadtgeschichtsforschung
schon seit längerem ein historisch-topographisches Verfahren entwickelt
, das die Beobachtung der Lage von Pfarrkirche und Stadt zum Gegenstand
hat6. Dafür gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten, nämlich, daß die Kirche
mitten in der Stadt gelegen ist, wie in Freiburg, Offenburg oder Haslach
i. K.; oder, daß beide räumlich voneinander getrennt sind, d.h. daß die Kirche
außerhalb der Stadt, vor ihren Toren, steht. Diese zweite, auch als extramural
bezeichnete Situation findet sich in den meisten Städten der Ortenau,
auch in Hornberg und Schiltach, besonders deutlich und eindrucksvoll aber in
Wolfach und in Hausach7. Das ist nun keinesfalls eine bloß städtebauliche
Differenzierung oder Ausdruck etwa von Platzmangel. Diese Kirchen stehen
vor den Stadtmauern auf Grund unterschiedlicher geschichtlicher Entwicklungen
. Anders ausgedrückt: Kirche und Stadt gehören hier zwei verschiedenen
Epochen an, das heißt, eines der beiden Teile bestand schon, bevor das andere
dazugekommen ist. Dafür, wie diese Entwicklung vonstatten ging, gibt es eine
allgemeingültige Regel: Primär ist immer die Kirche, während die Stadt das
zweite, das neuere Element darstellt.

In Hausach und in Wolfach läßt sich diese Aussage nun auch anhand des
Quellenmaterials mit großer Deutlichkeit belegen: Die „ecclesia quae est apud
Husen" ist bereits im Jahre 1148 in den Quellen erwähnt8, also mehr als ein
Jahrhundert vor der Stadt. Sie besteht ja noch, am Hauserbach gelegen, mit

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