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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0072
ihrem wunderschönen spätgotischen Chor und einem Tympanon, dessen
romanische Kreuzigungsdarstellung aus dem endenden 11. oder dem beginnenden
12. Jahrhundert stammen dürfte. Um sie herum hatte sich offenbar eine
kleine Siedlung gebildet, die als „locus Husen" ebenfalls noch im 12. Jahrhundert
belegt ist9 und die im heutigen Hausach-Dorf" weiterlebt, von dem
auch die Kirche ihren Namen „Dorfkirche" erhalten hat. Fast eineinhalb
Kilometer beträgt aber die Entfernung, die die Hausacher Bürger bis zu ihr zurücklegen
mußten, Sonntag für Sonntag, durch viele Jahrhunderte hindurch,
bis sie 1894 die Pfarrkirche in Gestalt der heutigen Stadtkirche endlich in die
Stadt hereinholen konnten. Man sieht, welches Beharrungsvermögen eine einmal
eingerichtete Institution hat — und genau diesen Sachverhalt trifft die
bekannte Redensart, daß man „die Kirche im Dorf lassen solle". Dort am
Hauserbach dokumentiert sie bis heute die erste Phase der Geschichte von
Hausach, als dies noch ein Pfarrdorf war und als solches weit in das 11. Jahrhundert
zurückreichen dürfte. Daß die Stadt Hausach tatsächlich sehr viel
später erst dazugekommen ist, das kann man auch an der langen zeitlichen
Distanz ablesen, die zwischen den jeweiligen Ersterwähnungen von Kirche
und Stadt liegt: Die 1259 belegte Stadt wird nicht vor dem 13. Jahrhundert
entstanden sein, nachdem von „Husen" noch am Ende des 12. Jahrhunderts
nur als „locus", als „Ort", die Rede gewesen ist.

Es ist verblüffend, wie sehr die Quellenlage und die topographische Situation
von Wolfach der von Hausach ähneln. Steht die Kirche dort im „Dorf", so
befindet sie sich hier in der „Vorstadt", das heißt jenseits der eigentlichen
Gründungsstadt, über der Kinzig drüben und mit ihr durch den Gassensteg
verbunden. Ähnlich liegen die Dinge übrigens auch in Schiltach, wo man das
„Städtle" vom „Vorstädtle" unterscheidet und beide Teile ebenfalls durch
einen Fluß, die Schiltach, getrennt sind. Die Wolfacher Vorstadt geht ihrerseits
auf nichts anderes als auf ein ehemaliges Dorf zurück, das wir uns bei der
Kirche als eine kleine Ansiedlung von Handwerkern und Gaststätten vorstellen
müssen. Der Beleg dafür stammt aus dem Jahre 1148, wo es „villa Wolf-
hacha", „Dorf Wolfach", heißt10. Sein Mittelpunkt, die dem heiligen Laurentius
geweihte Pfarrkirche, weist zeitlich noch erheblich weiter zurück: Die
Verehrung dieses Kirchenheiligen setzte nach dem Jahre 955 ein, als Kaiser
Otto der Große in der Not des Ungarnansturms ihm ein Gelübde abgelegt und
darauf, wie es heißt, den Sieg auf dem Lechfeld davongetragen hatte. Damals
kam Laurentius als Kirchenpatron sozusagen in Mode, und ihm geweihte Kirchen
können durchaus in das 10. oder 11. Jahrhundert zurückreichen".

Diesem relativ alten Pfarrdorf Wolfach gegenüber ist dann in einem anderen,
sekundären Vorgang die Stadt entstanden, die sich auf Grund ihres regelmäßigen
Grundrisses und der Geschlossenheit ihrer Anlage als vorbedachte und
planmäßige Gründung zeigt. Der Zeitpunkt dafür liegt auf jeden Fall später
als die für die Existenz des Dorfes gefundenen Daten, mit Sicherheit nach dem
Jahr 1148, aus dem eben nur von der Existenz einer „villa", aber nicht einer

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