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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0074
allem, wenn man sich dessen bewußt wird, daß sich im Verhältnis von Kirche
und Stadt die beiden zentralen mittelalterlichen Entwicklungsphasen unserer
Heimat widerspiegeln: Das 11. und 12. Jahrhundert, das war hier im oberen
Kinziggebiet die Zeit der Besiedlung gewesen. Aus den fruchtbaren Gauen am
oberen Neckar und der Baar sind damals Rodungsunternehmen in den angrenzenden
Wald vorgetragen worden, der bis dahin menschenleer geblieben
war. Als Organisatoren dieser Besiedlungswelle sind vor allem Adelige aufgetreten
, die sich mit ihren Familien hier auch niedergelassen haben und die wir
auf ihren Burgen im 12. Jahrhundert nacheinander antreffen: Die Herren
Brandeck bei Alpirsbach, im Schiltachtal die Ramsteiner und die Falkensteiner
, die Herren von Hornberg im Gutachtal und nicht zuletzt die Friedriche
von Wolfach, die sogar schon seit 1084 auf ihrer Burg im Wolftal nachzuweisen
sind13. Von ihnen gingen die Herrschaftsrechte aus, und sie besaßen auch
die notwendigen Mittel, um Höfe und Siedlungen anzulegen, Wege und Burgen
zu bauen und mit Menschen zu bevölkern. Diese waren auch kirchlich zu
versorgen, so daß Pfarreien eingerichtet, Priester bestellt, Kirchen erbaut werden
mußten, und zwar als Eigenkirchen der jeweiligen adeligen Herren. Dieses
Rechtsverhältnis ist gerade für die Hausacher Dorfkirche nachweisbar, die
1148 den schon genannten Herren von Wolfach gehörte14, was auch für die
Wolfacher Pfarrkirche vorausgesetzt werden kann. So sind beide Kirchen tatsächlich
Dokumente besonderer Art, steinerne Zeugen nämlich aus jener geschichtlichen
Epoche, die uns im oberen Kinzigtal die Erschließung und Kolonisierung
gebracht hat.

Ein bis zwei Jahrhunderte später ging dann eine Welle von Stadtgründungen
über das Land, sozusagen der zweite Akt im großen Prozeß seiner Besiedlung,
an dem wir im Kinzigtal in nicht geringem Maße Anteil hatten: Offenburg,
Gengenbach, Haslach, Hausach, Wolfach, Schiltach — aneinandergereiht wie
die Perlen an einer Schnur liegen die Gründungsstädte entlang der Kinzig, bilden
sie, um es in der Sprache der Geographen auszudrücken, eine richtige
Städtegasse, die sich quer durch den Schwarzwald zieht. Friedrich Metz hat
das Bündel von Gründen zusammengeschnürt, dem die Kinzigtalstädte ihre
Entstehung und wirtschaftliche Blüte verdanken15. An erster Stelle steht die
Verkehrsbedeutung des Tales, das als einziges im Schwarzwald nicht als Sackgasse
endet, sondern das Gebirge ganz in Ost-West-Richtung durchquert und
damit enorme Verkehrsmöglichkeiten schafft, die bekanntlich schon seit römischen
Zeiten erkannt worden sind. Mit seinen zahlreichen Nebentälern das
weitaus größte Einzugsgebiet unter allen Schwarzwaldgewässern aufweisend,
bildet das Kinzigtal einen ausgedehnten Wirtschaftsraum, der seinerseits politischer
und wirtschaftlicher Mittelpunkte bedurfte. Besonders wertvoll war es
auf Grund seiner Erzvorkommen, Silber, Kupfer, Eisen und Kobalt, sowie
wegen seines Waldreichtums, die Bergbau und Holzhandel zu einträglichen
Gewerben werden ließen. Nicht zu vergessen ist die Verfügbarkeit von Wasser
und von Wasserkraft, der einzigen Energiequelle für Mühlen und Sägen, aber

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