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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0075
auch die Grundlage für ein Handwerk wie das der Gerberei und natürlich auch
der Flößerei, die beide gerade auch im Kinzigtal eine überragende Rolle besaßen
. So konnten die Städte hier entstehen, als Markt- und Gewerbeorte, als
politische, kulturelle und als Verkehrsmittelpunkte und zwar in solcher Dichte
und Zahl, wie sie weder der südliche noch der nördliche Schwarzwald aufweist
. Es waren das 12. und das 13. Jahrhundert, in denen die Grundsteine der
meisten unserer Städte gelegt worden sind, wobei den damaligen Trägern der
politischen Herrschaft mit dem König an der Spitze, den geistlichen und weltlichen
Reichsfürsten bis herunter zum Grafenadel und den kleineren freiherrlichen
Geschlechtern adeligen Geblüts das Hauptverdienst zukam. So werden
auch unsere Städte für uns zu Orten und zu Zeugen hochmittelalterlichen Lebens
, auch wenn nur ihre Lage und manchmal auch ihre Gestalt, seltener ihre
Bausubstanz aus dieser Epoche noch stammen.

Dokument für diese Zeit der Stadtgründungen und zwar im bestem Sinne des
Wortes ist bis heute vor allem die Stadt Wolfach. Diese, wie man sie bezeichnet
hat, „großartige Schloß- und Marktanlage"16, läßt in ihrem Grundriß die
mittelalterliche Gründung bis heute erkennen. Ihre Achse bildet die große,
breite Marktstraße, die heutige Hauptstraße, an der das Rathaus und die
repräsentativen Wohn- und Geschäftshäuser, auch die Gasthöfe, liegen.
Parallel zur Marktstraße verlaufen schmälere Nebenstraßen, die mit ihr durch
Gassen verbunden sind, und in denen die Handwerker und die ärmeren Leute
angesiedelt waren. Die ganze, zwischen Kinzig und Berghang hineingesetzte
Anlage war stark befestigt, wovon in der Hauptsache leider nur das sogenannte
„Schloßtor" übrig geblieben ist.

Bereits im Jahre 1294 wurde hier ein Kauf nach dem „Gewäge zu Wolfach"
abgerechnet17, was nichts anderes bedeutet, als daß die Stadt über ein eigenes
Silbergewicht verfügte. Das ist in der Regel Ausdruck der Bedeutung des
Marktes an diesem Ort, so daß wir uns die Stadt Wolfach schon damals als
eine offenbar blühende Marktstätte vorstellen müssen. Ausschlaggebend für
diese Funktion dürfte ihre Lage an der damals wie auch heute noch vielbefahrenen
Kinzigtalstraße gewesen sein, die das wirtschaftlich hochentwickelte
Oberrheingebiet mit dem oberen Neckar und der Baar verband. Hier konnte
der nur Tagesetappen von 20 bis 25 km leistende mittelalterliche Verkehr Station
machen und die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, auf die er so dringend
angewiesen war: In Werkstätten, Ställen, Herbergen und Gasthöfen, wo
man Pferde beschlagen, Wagen reparieren, Rast einlegen oder übernachten
konnte. Aus späterer Zeit ist bekannt, daß die Stadt Wolfach mit Einrichtungen
wie Waage, Gewichten, Hohlmaßen, Marktständen und Ladhof ausgestattet
und an den Toren Zollstätten eingerichtet waren18. Sie alle dienten dem
Markt und dem Verkehr, so daß die Existenz wie die Funktion dieser Stadt als
Rast- und als Handelsplatz schon im 13. Jahrhundert als erwiesen gelten
kann. In der örtlichen Wolfacher Tradition verweist man bis heute auf die frühere
Gastwirtschaft „Zur Sonne", gegenüber dem Rathaus, als dem ältesten

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