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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0076
und dem ursprünglich ersten Haus der Stadt, mit der in der Tat die herrschaftliche
Ladstatt verbunden war. Sämtliche Fuhrwerke durften nur „in der Sonnen
" auf- und abladen, und namentlich mußte aller Wein dort verhandelt
werden19. Hier verbinden sich tatsächliche Funktion und Tradition in einer so
überzeugenden Weise, daß die Wolfacher „Sonne" womöglich den Schlüssel
zu den Ursprüngen der Stadt in sich birgt.

Diese hatten wir versucht auf den Zeitraum zwischen der zweiten Hälfte des

12. und der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts einzugrenzen, wobei die frühere
Forschung die Jahre um 1230 bis 1250 angenommen hat20. In Wolfach selber
hat der rührige und verdienstvolle Heimatpfleger Josef Krausbeck alle verfügbaren
Indizien wie Bodenfunde und Architekturmerkmale auszuwerten versucht
und ist auf eine Gründungszeit „um 1180" gekommen21. Diesen Ansatz
möchte ich heute unterstützen unter Hinweis auf einen bisher nicht beachteten
Sachverhalt: Im Wolfacher Stadtrecht war noch um 1400 die Rechnung nach
Tübinger Pfennigen üblich, obgleich diese Währung im Kinzigtal seit dem

13. Jahrhundert durch den Straßburger Pfennig verdrängt worden war22. Als
ursprüngliche Münze hat also der Tübinger zu gelten, und er muß in Wolfach
sehr intensiv in Umlauf gewesen sein, sonst hätte man hier an ihm nicht noch
so lange nach seinem Verschwinden als Verrechnungseinheit festgehalten.
Diese Überlegung aber führt tatsächlich in das frühe 13. Jahrhundert oder gar
in das 12. Jahrhundert zurück23, wenn hier der Tübinger noch die herrschende
Währung gewesen sein sollte. Genauere Angaben, etwa auf das Jahrzehnt,
werden sich jedoch erst machen lassen, wenn das von Josef Krausbeck vorgelegte
Material mit allen archäologischen und kunstgeschichtlichen Methoden
überprüft worden ist.

Was jedoch mit Sicherheit beantwortet werden kann, das ist die Frage nach
den Gründern dieser Stadt. Sie bestand schon im späten 13. Jahrhundert, als
die Fürstenberger sich hier eingeheiratet haben, so daß es nur deren Vorgänger
als Herrschaftsinhaber, die einheimischen Herren von Wolfach selber gewesen
sein können. Diese freiherrliche Adelsfamilie, die das Gebiet um die Kinzig
und die Wolf vom 11. bis in das 13. Jahrhundert beherrscht hat24, schuf sich
durch die Gründung dieser Stadt einen wirtschaftlichen Mittelpunkt, dessen
Existenzbedingungen in lagemäßiger, in rechtlicher und in politischer Hinsicht
so gut gestaltet waren, daß Wolfach über die Jahrhunderte hinweg bestehen
und erblühen konnte.

Haben wir dem älteren unserer beiden Stadtjubilare damit unseren Tribut an
Lob und Würdigung gezollt, so bleibt dies am Schluß auch dem jüngeren,
Hausach, gegenüber zu tun. In der landes- und lokalgeschichtlichen Forschung
ist diese Stadt bisher sehr stiefmütterlich behandelt worden, was vermutlich
mit der Kompliziertheit ihrer herrschaftspolitischen Entwicklung zusammenhängt
. Auch die Häufigkeit ihres alten Namens „Husen" wirkte hier
wegen der Verwechslungsgefahr durchaus verwirrend, und so sind manche

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