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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0083
Die Schwarzwälder Bauern bei Johann Peter Hebel,
Heinrich Hansjakob und August Ganther*

Philipp Brucker

Während einige unserer Zeitgenossen auf dem Mond spazieren gehen oder im
Weltall umherschwirren, richten wir auf der Erde Zurückgebliebenen Museen
ein. Wir tun dies, um die verlorene Unschuld zurückzugewinnen oder einen
Blick in vergangene Paradiese zu werfen.

Kann es wunder nehmen, daß wir auch Bauernhöfe zu Museen umgestalten
müssen, um wenigstens etwas zu retten? Wer von den Jüngeren unter uns, der
am Morgen die Butter auf sein Brot streicht, kennt noch das Faß, mit dem gebuttert
wurde? Wer, der genüßlich Milch trinkt, hat schon in einen Kuhstall
geblickt? Wer war dabei, als ein Pferd beschlagen wurde und das Hufeisen,
das wir nur als Glücksbringer kennen, zischend auf den Huf gedrückt wurde?
Selbst auf dem Land brauchen viele schon ein kleines Museum, um im Rückblick
das zu erleben, was innerhalb weniger Jahrzehnte verschwunden ist.

Als der „abgängige" Vogtsbauernhof abgebrochen werden sollte, ergriff Professor
Hermann Schilli die Initiative. Der Hof wurde vom Landkreis Wolfach
erworben und ab 1964 mit dem Aufbau des Museums begonnen. So weit, so
gut. Hunderttausende sind inzwischen durch die weitläufige Anlage, durch die
Häuser und die Nebengebäude gegangen und haben, wie Hermann Schilli es
sich wünschte, „die noch greifbaren Zeugnisse einer abgehenden Lebensweise
aus dem Bereich der bäuerlichen Lebens- und Arbeitswelt der Schwarzwälder
" gesehen. Den Schwarzwälder Bauern selbst sind sie dabei nicht begegnet.
Die Menschen, die in diesen Höfen einst wohnten und arbeiteten, die hier lebten
und liebten, die sich freuten und die Leid ertrugen, sind längst zu Grabe
getragen worden. Mit ihnen sank eine ganze Welt dahin, von der wir beim Besuch
des Museums nur noch den Abglanz in den Wohnungen, den Gerätschaften
und den Dingen sehen.

Dahingegangen sind auch die drei Dichter, von denen es heute zu sprechen
gilt. Geblieben sind uns ihre Werke und mit ihnen die Erinnerungen an die
Menschen, die einst zu dieser, jetzt so musealen Welt gehörten. Dichter sind
Bewahrende. Sie holen das vergangene Leben noch einmal in das Wort zurück
. Im Erinnern bauen sie uns eine Brücke, über die hinweg wir in die Vergangenheit
zu gehen vermögen, damit diese wieder zur lebendigen Gegenwart
wird.

* Dieser Text stellt den Wortlaut eines Vortrages dar, den der Verfasser am 25. Mai 1984 im Rahmen
des 20jährigen Jubiläums des Schwarzwälder Freilichtmuseums in Gutach gehalten hat.

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