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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0086
„Drum schmeckt mer au mi Pfiffli wohl.
Denkwol, i füllmer's nonemol!
Zuem frohe Sinn, zuem freie Muet,
und heimetzue schmeckt alles guet."

Hier ist die Idylle. Aber sie weist über das nur Idyllische hinaus. Der Bauer
wird als ein Mensch gesehen, der — im Kontrast zu der großen, hastenden
Welt — sein Lebensprinzip bewußt lebt und weiß, daß er mit seiner Arbeit,
seinem Hof, seiner Familie in sich selbst ruhen kann.

Dieses Lebensprinzip zu fördern, ist Hebels Sinn. In einem Brief an Gräter
schreibt er 1802, daß er mit seinen Alemannischen Gedichten die Absicht habe
, „auf meine Landsleute zu wirken, ihre moralischen Gefühle anzuregen,
und ihren Sinn für die schöne Natur um sie her theils zu nähren und zu veredeln
, theils auch zu wecken."

„Erhalt mer Got mi Guetli!" bittet die Bauersfrau. Sie schildert in dem Gedicht
„Die glückliche Frau" den Garten, das Feld, die Reben, das Vieh und

frägt:

„Was bruuchi, und was hani nit?
Frog, was de weisch, lueg, wo de witt!
Und wemme meint, 's well Mangel cho,
isch Gottes Sege vorem do."

Bescheidenheit, Fleiß, Gott vertrauen, das sind die Tugenden, die Hebel in seinen
Bauern zeigt, aber auch

„Ne Trunk in Ehre,
wer will's verwehre?"

Nur wer unmäßig ist, verfällt dem Teufel. Sein Gütle „verlumpet", wie das
des Michel in dem Gedicht „Der Karfunkel".

Wieder vergleicht sich Hebel in einem Gedicht mit einem Bauern, dessen Besitz
er schildert und den er sich in einem süßen Wahn aneignet:

„'s isch wohr, Her Jäck, i ha kei eigne Baum,

i ha kei Hus, i ha kei Schof im Stall,

kei Pflueg im Feld, kei Immestand im Hof,

kei Chatz, kei Hüenli, mengmol au kei Geld.

Äs macht nüt. 's isch doch im ganze Dorf kei Bur

so rieh as ich. Der wüßet, wie me's macht.

Me meint, me heig's. So meini au, i heig's

im süeße Wahn, und wo ne Bäumli blüeiht,

's isch mi, und wo ne Feld vol Ähri schwankt,

's isch au mi; wo ne Säuli Eichle frißt,

es frißt us mim Wald.

So bini rieh ..."

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