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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0088
werde auch der Bauer vom Dieb heimgesucht, vom Krieg ergriffen, von Feuer
bedroht und von Hader und Zwietracht. Dies alles zugestanden, meint Hebel,
„steht doch die ackerbauende Volksklasse noch in einem besonderen Verhältnis
zu dem Herrn der Natur und wird öfter und lebhafter als jede andere an
ihre Abhängigkeit von ihm erinnert."

Diese harmonische Einordnung des Bauernstandes in die Hebeische Welt wird
möglich, da zu Hebels Lebzeiten die großen Gefährdungen des 19. Jahrhunderts
, die gerade auch den Bauern treffen sollten, kaum sichtbar waren. Deshalb
hatte Hebel, im Gegensatz zu Hansjakob und Ganther, auch nicht das
Gefühl, durch sein Schreiben Bedrohtes retten und Untergehendes bewahren
zu müssen. Die bäuerliche Welt, wie er sie sah, war noch im Lot. So wird er
auch nicht zum Schilderer des bäuerlichen Alltags oder von Sitten und Gebräuchen
in jener Detailgenauigkeit, wie wir sie von Hansjakob kennen. Ihm
geht es um das Sinnbild und das besondere Menschenbild, das durch den
Landmann gegeben wird.

Auch das Praktische

Dennoch ist Hebel auch für das Praktische. Als Kalendermann, der mit seinem
Kalender Jahr für Jahr gerade in die entlegenen Bauernhöfe kommt und
dort hilft, die langen Winterabende zu vertreiben, kann er ein Lehrender und
Belehrender sein. Dabei geht ihm der Humor, wie wir alle wissen, durchaus
nicht ab. In seinem Kalender „Der Rheinländische Hausfreund" und im
„Schatzkästlein", das die besten Kalendergeschichten zusammenfaßt, darf er
zeigen, wie nahe er der bäuerlichen Welt steht und wie gerne er mithilft, das
Weltbild seiner Leser auf dem Land zu erweitern. Er betrachtet das ganze
Weltgebäude, erklärt die Naturgesetze und gibt viele nützliche Lehren. Dabei
weiß er sich immer wieder dem Bauern nahe, den er direkt anspricht und sagt:
„Wie jeder aufmerksame Landwirt wohl weiß." Hebel weiß sich bei den Bauern
fast unter „Kollegen", denn der Bauer steht ihm nahe, weil er wie er Gott
nahe steht. Deshalb gibt Hebel immer wieder zu erkennen, daß er in der Landwirtschaft
Bescheid weiß. Er schlägt vor, eher die Baumzucht zu betreiben, als
die Viehzucht. Denn „so ein Baum frißt keinen Klee und keinen Haber . . ."
und „wartet auf Kinder und Kindeskinder mit seinen Blüten . . .". Das Kühlein
dagegen könnte „zeitlich sterben". Deshalb sollte man, so schreibt Hebel
spaßig, auch als „Kreisrat . . . Eure Untergebenen fleißig zur Baumzucht und
zur Gottseligkeit anhalten . . .". Hebel gibt Hinweise, wie man die Baumund
Rebpfähle dauerhaft machen könne, läßt sich über die Eigenschaften des
Welschkorns aus und hilft dem Landmann, neu eingeführte Maße und Gewichte
zu verstehen.

Zu den nützlichen Lehren, die Hebel gibt, gehört auch das Wissen, daß der
Bauer nicht nur ,,. . . bei der Weise unserer Väter bleiben" dürfe, um zu

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