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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0089
sagen: ,,. . . wie sie's getrieben haben, so treiben wir's auch!" Im Gegenteil!
Man müsse lernbegierig und fleißig sein. „Verständige, ja gelehrte Landwirte
machen oft neue Versuche zur Verbesserung ihres Ackerbaus oder der Viehzucht
", stellt Hebel fest und zeigt damit, daß er den fortschrittlichen Bauer
sieht.

Wo von Hebel die Welt des Bauern beschrieben wird, wird auch der Gegensatz
von Stadt und Land gesehen, wenn sich auch die Gegensätze später — bei
Hansjakob und Ganther — viel schärfer abzeichnen. Beispielhaft können wir
das in dem Gedicht „Die Marktweiber in der Stadt" zeigen. Hebel schildert in
dem Mundartgedicht die Marktfrauen, die Produkte der Landwirtschaft auf
dem städtischen Markt feilbieten und mit der Welt des Stadtbürgers zusammentreffen
. Das Gedicht schildert, wie die eine der Marktfrauen aus dem
Haus des Ratsherren kommt. Aber — und schon folgt die Hebeische Lehre:

,,'s isch wohr, 's sieht proper us;

doch isch's mer, sie heigen Müeih und Not

und allerlei schweri Gidanke,

Chromet süeßen Anke!

wie's eben überal goht."

Der Eindruck, in der Stadt sei alles „sufer und glatt", täusche, meint Hebel.
Jeder habe sein Kreuz zu tragen, auch wenn er noch so lustig ausschaue. Wie
frei aber sei man dagegen draußen auf dem Land, schiebt Hebel ein, ehe er
wieder in die Stadt hineinführt, wo mancher „innewenig am Tor" noch die
Vorhänge geschlossen habe und schlafe und träume. Wenn er aber erwache,
seien die Landleute schon da. So erahne der Städter das Glück der Bauern:

„Drum merke sie's selber schier,

und chömme zum Pläsier

ufs Land, und hole ne frische Muet

im Adler und bim Schwane

Chromet jungi Hahne!

und 's schmecktene zimli guet."

Dennoch, fährt Hebel fort, meine so „ein Herr", daß er wunder wer sei und
schaue den Landmann „numme halber a". Reich seien sie ja an Geld und es
heiße immerzu: ,, Mul, was witt?". Aber was nutze aller Reichtum, fragt nun
die Marktfrau und mit ihr Hebel. Schließlich kämen alle zum gleichen Ziel,
wenn einmal die Stunde schlage. Deshalb sei der glücklich, der sich, wie der
Bauer, auf den Morgen freuen könne.

Ausdruck der Urwüchsigkeit des Landmanns ist für Hebel neben der Mundart
, zu der er sich bekennt und die er in Deutschland literaturfähig gemacht
hat, auch die Tracht: ,,. . .die gefällige Naivität eines Landmädchens ist nicht
mehr das, was sie war, sobald es sich in modischer Kleidung produziert."

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