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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0091
unerschöpflich ist das Material, das er uns Lesern auf den Tisch legt. Der
Volkstumsforscher ist bei ihm gut aufgehoben. Bei ihm darf er alles über Sitten
und Bräuche, Lebensgewohnheiten, städtische und ländliche Ordnungen,
politische Auseinandersetzungen und kirchliche Entwicklungen erfahren. Dabei
kann nie ein Zweifel an der tiefen Gläubigkeit und an dem Gottvertrauen
dieses begnadeten Schriftstellers aufkommen, den man gerne einen „Volksschriftsteller
" nennt.

Hansjakob stand den Bauern seiner Zeit besonders nahe. Er liebte sie, weil er
in ihnen das Sinnbild dessen sah, was er — wie schon Hebel zuvor — mit
„Heimat" umschrieb. Aber wie anders als bei Hebel sind seine Bauern. Wie
kraftvoll, wie leidenschaftlich oft, wie von Tragik umwittert, wie stolz, aber
auch wie fleißig und wie gläubig zugleich! Diese Bauern sind nicht mehr nur
die Sinnbilder eines Standes, der der Natur und Gott am nächsten steht. Sie
sind Menschen aus Fleisch und Blut, sie sind lokal faßbare Persönlichkeiten.
Ihre Geschichten sind nachprüfbar. Dennoch werden sie durch die dichterische
Gestaltung zu Beispielen für viele andere.

Wer unser schönes Museum mit Menschen, die zu diesen Höfen und Gerätschaften
gehören, noch einmal füllen will, muß zu Hansjakob gehen. Er legt
Wert auf die Feststellung, daß seine Bauern nicht „erfunden" sind. „Sie
haben geliebt und gelebt und leben teilweise noch, so wie ich sie darstelle",
sagt er in seinem Vorwort zu den „Schneeballen" 1891.

Unmittelbarer Bezug zu Gott

Ähnlich wie Hebel hat auch Hansjakob den Bauern als einen Menschen gesehen
, der durch sein Verwachsensein mit der Natur noch den unmittelbaren Bezug
zu Gott und zu den Gesetzen des Lebens hat. Im Vorwort zu den „Schneeballen
" vergleicht er den Bauer mit dieser aus Schnee geformten Kugel, die
man sehr schnell in der Hand bildet. So gehe es auch mit dem Bauern, denn
auf seine Schulbildung verwende man die wenigste Zeit. ,,. . . um ein Bauer
zu werden bedarf es wenig des theoretischen Unterrichts". Aber wie der
Schneeball, so werde auch das Bauernvolk als Prügeljunge der menschlichen
Gesellschaft hin- und hergeworfen. „Auf dem Bauer prügelt seit Jahrhunderten
alles herum, und doch hätte alles Vergnügen und alle Lebenslust bald ein
Ende, wenn er nicht da wäre", meint Hansjakob. Der Bauer verhüte durch
sein festes Stehen auf der Erde und in der Gesellschaft, „daß nicht alles revolutionär
wird". So lebe er „einsam und ungekannt von der Welt... in seinem
stillen Dorf oder auf seinem abgelegenen Berghof . . .". Dabei seien die Bauern
des Schwarzwaldes die „weicheren, elegischeren", während die Rebleute
vom Bodensee, bei denen Hansjakob als Pfarrer von Hagnau eine Zeitlang
lebte, „die härteren, poesieloseren" seien.

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