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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0095
Da schlägt das Schicksal in Gestalt der 48er-Revolution zu. Obwohl der
Vogtsbur zum bedrängten Großherzog hält, ist sein Stern „im Sinken". Als
die Revolution niedergeschlagen ist, will jeder sein Geld haben. ,,So fiel auch
Andreas L, der Fürst von Kaltbrunn". Er wird zum Sündenbock. Alle seine
Höfe werden zwangsversteigert. Hansjakob verteidigt den Bauernfürsten, der
seine Armut mit Anstand trage. Hansjakobs vordergründiger Versuch, den
Untergang des Bauern nur der Revolution zuzuschieben, wird vom Dichter
selbst wieder aufgehoben als er feststellt: „Große Reiche existieren selten
lang, und große Bauernhöfe haben in der Regel das gleiche Schicksal. Die Beherrscher
beider können nicht Maß halten und stürzen sich und ihre Herrschaften
."

„Fabrikteufel"

Während der Vogtsbur Opfer seiner Maßlosigkeit wird, stellt Hansjakob in
der Erzählung „Der Bur und der Bürle" zunächst den Bur dar, der ein Opfer
des „Fabrikteufels", das heißt der industriellen Entwicklung wird. „Um das
Jahr 1840", so heißt es, „kam der Fabrikteufel", der heute Fürst und Herr in
fast ganz Deutschland ist und dem alles zu Füßen liegt, zum erstenmal ins Kinzigtal
, um zu schauen, wo er sich niederlassen und seinen Unsegen verbreiten
könnte." Der Bur will zunächst eine mechanische Spinnerei bauen, ,,. . . aber
der gesunde Menschenverstand der Schapbacher Bauern . . . verhinderte . . .
die Teufelsfalle". Die Fabrik sei „ein Unsegen ... für die Landwirtschaft
und für das Volkstum", meint Hansjakob und legt den Finger auf die Wunde.
„Durch eine Fabrik verlieren wir unsere Knechte, Mägde und Taglöhner, wir
müssen höhere Löhne bezahlen . . . und bekommen eine Fabrikbevölkerung,
die früher oder später uns zur Last fällt."

Ein Jahr später wird der Bur dennoch Fabrikherr einer mechanischen Spinnerei
und Zwirnerei. Während er auf seinem Hof Bescheid weiß, ist er in der Fabrik
„auf seine Buchhalter und Reisenden" angewiesen. Das belastet ,,. . .
seine Bauernherrschaft immer schwerer". Auch ihn wirft die Revolution mit
ihren Folgen für das Kreditwesen wirtschaftlich um.

Hansjakob sucht Verständnis für beide gescheiterten Bauern: „. . . beide waren
voll Wohlwollen und Menschenfreundlichkeit gegen alle . . .; Keiner von
ihnen war ein Trinker oder Schlemmer, und beide sanken. Warum? Abgesehen
von der Ungunst der Zeit, welcher sie in erster Linie zum Opfer fielen, war
ihr Untergang ihre Bauerngröße." Größe sei eben vielfach ein Unglück. Deshalb
plädiert Hansjakob für den „goldenen Mittelweg", denn „Glück und
Bestand" würden alleweg bei der Mittelmäßigkeit wohnen. Deswegen sei „ein
Hirtenbüblein auf dem Schwarzwald ... in sich selber ein weit zufriedener
Mensch als ein Goethe und Schiller". Deshalb seien „kleine Bauern besser
dran als große".

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