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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0096
Der ,,Idealbauer"

Hansjakob zögert nicht, uns diesen Bauern der „Mittelmäßigkeit" zu zeigen.
Es ist der „Bürle", der zum Gegentyp der beiden untergehenden Großbauern
wird. „Wenn ich . . . jetzt vom Bürle im Holdersbach rede", schreibt Hansjakob
, „da brauche ich nicht zu retouchieren und nicht zu beschönigen". Dieser
Bürle „ist der Erzbauer aller Erzbauern, ein Muster- und Idealbauer, wie wohl
kein zweiter im 19. Jahrhundert auf dem Schwarzwald gelebt hat".

Und was zeichnet ihn aus? Was macht ihn für Hansjakob zum Vorbild für alle
Bauern? Schon seine Eltern seien gottesfürchtig und fleißig gewesen und hätten
11 Kinder gehabt, meint Hansjakob. „Daß die guten und die schlechten
Eigenschaften der Eltern auf die Kinder übergehen, dafür spricht auch die
Tatsache, daß ,ungeratene' Kinder in den Städten viel häufiger sich finden,
als auf dem Land, wo die Eltern nicht so vielen Lumpereien und Leidenschaften
ausgesetzt sind als in der Stadt . . .", sagt Hansjakob und arbeitet wieder
den Gegensatz von Stadt und Land, Bauer und Städter scharf heraus. Der
Bürle hat eine klare „Laufbahn". Er beginnt als Hirtenbub, kommt in die
Schule, muß aber als Schulbub stets auf dem Hof helfen „Holz tragen, Rüben
und Erdäpfel schneiden und stampfen, Stroh holen, Ställe putzen, das Vieh
an den Brunnen jagen", so daß Hansjakob Gelegenheit hat, das Leben auf
einem Hof ausführlich zu schildern. Eine wichtige Mitteilung folgt sogleich:
„Während die gesottenen Kartoffeln für die Schweine zerstoßen wurden . . .,
mußte . . . nebenher gebetet werden". So verbindet man bei den Schwarzwälder
Bauern des Pfarrers und Dichters Hansjakob die Erde mit dem Himmel.
So erhebt man sich „unendlich hoch über gar viele Stadtmenschen . . .".

Der Bürle hat ein hartes Schicksal, da er früh Waise wird. Schnell erkennt
man, daß es „mit den studierten Bauern nicht weit her" ist und holt ihn von
der Schule der Herrnhuter in Königsfeld zurück. Endlich kann er seinen Hof
übernehmen. Er ist barmherzig „gegen Arme und Notleidende". Das ist von
Anfang an sein Hausgesetz. „Still und friedlich wie der Bürle all seiner Lebtag
war", nahm er auch keinen Anteil an der Revolution. Deshalb geht er auch
nicht wie viele andere zugrunde. „Der Bürle aber machte sich in dieser Zeit."
Hansjakob gibt auch gleich die Antwort auf die Frage, wie solches möglich gewesen
sei: „Durch Gebet und Arbeit. In diesen beiden häuslichen Tugenden
gingen der Bur und die Büri auf dem Bürlehof allen ihren Knechten und Mägden
voran . . . Dem Gebet entsprach auf dem Bürlehof die Arbeit." Überall
geht der Bauer voran. „Wenn ein Bur mitschafft . . „so kann er seine Leute
übersehen; dann ist jedes mehr oder weniger angewiesen, seine Pflicht zu
tun . . .". An Sonntagen läßt der Bauer seine Knechte ins Wirtshaus, bleibt
aber selbst daheim. Seine Frau ist ihm ebenbürtig. Obwohl Hansjakob nicht
immer gute Fäden an den Frauen läßt und sie unter gar keinen Umständen in
der Politik sehen will, zeigt er hier eine Bäuerin in den schönsten Farben.
„Keine Magd arbeitete so, wie die Büri ... Je mehr Gottes Segen kam, umso

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