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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0097
mildtätiger öffnete sie ihre Hand." Der Hof wird zu einem Musterhof, auf
dem die Devise gilt, man solle „nie übermütig werden".

45 Jahre lang ist der Bürle Bauer auf seinem Hof. In dieser langen Zeit kam er
„nicht dreimal" auf den Markt. Allerdings macht er Reisen — zu den Katholikenversammlungen
im Reich, nach Oberammergau und nach Einsiedeln.
Außerdem stiftet er der Kirche reichlich Geld. Dann zieht er sich vom Hof zurück
und siedelt nach Wolfach in die Stadt um. Dort geht er fleißig in die Kirche
, trinkt aber auch sein Schöpple. Wahrlich, das Muster eines Schwarzwälder
Bauern Hansjakobscher Prägung! Mir drängt sich jedoch der Verdacht
auf, daß sich Hansjakob mit dieser Gestalt des Ideal- und Musterbauern selbst
die Absolution dafür erteilte, daß er als Dichter in vielen anderen Geschichten
die Leidenschaften, die unglücklichen Lieben, die Maßlosigkeiten und die modernen
Teufeleien nicht ohne innere Beteiligung und vielleicht auch freudige
Anteilnahme geschildert hatte.

Wer diesen Schwarzwälder Bauern des Heinrich Hansjakob begegnet, wird sie
nie mehr vergessen. Er wird als Leser hineingezogen in jene Welt, die uns heute
im Museum des Vogtsbauernhofes nur noch als Abglanz erhalten geblieben
ist. Der Dichter hat sie uns bewahrt. Er gibt sie uns zurück, wenn wir uns ihm
zu öffnen vermögen.

August Gant her

Max Weber hat in seinem Vorwort zu einer Ausgabe von ausgewählten Werken
August Ganthers bemerkt, daß man Ganther als „die lyrische Ergänzung
zu dem Epiker Hansjakob" gesehen habe. Das ist sicher richtig, wenn man bedenkt
, daß Ganther heute nur noch als der Verfasser liebenswürdiger, humorvoller
, pointierter Gedichte in niederalemannischer Mundart, kaum aber noch
als Autor größerer Erzählungen, ja Romane bekannt ist. Was er über die
Schwarzwälder Bauern zu sagen hatte, sagte auch er lehrhaft, mahnend und
fordernd, vor allem in seinen Prosa-Arbeiten.

Am 9. März 1862 wurde August Ganther in Oberkirch geboren. Seine Vorfahren
sind über 200 Jahre hinweg im Renchtal nachweisbar. Schon mit 13 Jahren
wird Ganther Vollwaise, damit das Schicksal Johann Peter Hebels teilend.
Auch für Ganther wird die Erinnerung an die Mutter zur Hinwendung zur
Heimat. Sein Leben gehört der Jugend, der er als Lehrer, vor allem in Freiburg
, verständnisvoll begegnet, um aus dem Umgang mit ihr viele Anregungen
zu erhalten. 1938 ist August Ganther in Vöhrenbach, wo der Sohn Arzt
war, gestorben.

Auch August Ganther ist ein Schilderer der Schwarzwälder Bauern. Wie
Hansjakob weiß er um die Gefährdungen des Bauerntums im 19. Jahrhun-

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