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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0100
Himm'l drobe, der mög üs bistoh un helfe, daß m'r üs halte
kinne un nit z'Grund genn."

Es wird deutlich, wie nahe wir hier bei Heinrich Hansjakob stehen und wie
sehr sich die Bilder des Bauern gleichen. Die Formel ist von beschwörender
Kraft. Auch August Ganther zeigt noch einmal den selbständigen Bauern als
den klugen Rechner, der seinen Besitz zu mehren versteht, der sich stolz als
„ein Herr" fühlt und der oft herrisch gegen die Behörde und den Staat auftritt
. Einen Bauern aber auch, der sich eingebettet in der Familie, in einem einfachen
, unkomplizierten Leben weiß, das den großen Rhythmus des Ewigen
widerspiegelt und ihm aus einer religiösen Grundhaltung Kraft und Optimismus
schenkt.

Daß von Ganther die bäuerlichen Eigenschaften der Schlauheit, des Witzes,
der knitzen Überlegenheit und der in der Mundart gegebenen Möglichkeiten
der Überspitzung mit Derbheit weidlich genutzt werden, hat ihn so volkstümlich
gemacht und verhilft ihm heute noch zur Beliebtheit. Hinter diesen
schlagfertigen, oft mit einem lauten Humor daherkommenden Gedichten ist
jene andere Seite des Gantherschen Werkes fast ganz in Vergessenheit geraten,
in dem der Dichter die Welt der Schwarzwälder Bauern wie in einem großen
Abgesang noch einmal aufleben läßt.

Drei Dichter haben uns bei der Betrachtung ihres Werkes in jene bäuerliche
Welt zurückgeführt, die zu unserem Freilichtmuseum „Vogtsbauernhof" gehört
. Drei Dichter haben uns Menschen geschildert und von ihren Schicksalen
und ihrer Welt erzählt. Sie haben uns den Schwarzwälder Bauern in seiner
jeweiligen Zeit und mitten im Umbruch der gesellschaftlichen Bedingungen
gezeigt. Mehr noch als beim Gang durch das Museum, spüren wir bei der Lektüre
ihrer Werke, was wir verloren haben. Das Museum aber versucht, das
Verlorene wenigstens in einem eng umgrenzten Bereich zu retten und uns als
Teil unserer eigenen Geschichte zu dokumentieren. Hierin liegt das große Verdienst
von Professor Hermann Schilli und aller, die ihm Helfer gewesen sind.

„Die Zeit der bäuerlichen Familienbetriebe geht in den Konzentrationsprozessen
der Industriegesellschaft unweigerlich zu Ende", hat vor wenigen Monaten
der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler Professor Edgar Harsche gesagt
. Der Professor, der früher selbst einmal katholischer Landjugendführer
war, muß es wohl wissen. Wenn bei den strukturellen Umschichtungen das
Vermögen, die Arbeitskraft, die soziale Sicherheit und die gesellschaftliche
Ehre der Ausscheidenden nicht gewahrt würden, müsse dies verheerende Auswirkungen
haben, meint der Professor. Hier setzt sich ein Prozeß fort, den wir
vor allem im Werk Hansjakobs und Ganthers gesehen haben. Wenn man ihn
scharfsichtig betrachtet, dann ist das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof mehr
als nur ein Museum. Dann ist es ein rückwärts weisendes Denkmal und ein
vorwärts weisendes Mahnmal zugleich.

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