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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0102
Zur Geschichte des hl. Landelin von Ettenheimmünster

Hubert Kewitz

1. Die Legende in der älteren Vita

Nach der Legende, wie sie die ältere lateinische Vita1 in den ersten beiden Büchern
erzählt, nahm Landelin, ein Schotte (= Ire), die Pilgerschaft auf sich,
ging durch viele Länder und kam ins Elsaß. Er stieg in ein Schiffchen und fuhr
über den Rhein in die nach den von Mord und Raub lebenden Einwohnern benannte
Mortinaugia (Ortenau)2. In Altdorf, dem ältesten Ort der Gegend,
fand er Aufnahme bei einem „Wandalus" Hedolf (später: Edulf oder Adolf)
und seiner Frau, die einen Sohn und eine blinde Tochter hatten. Nach einiger
Zeit entschloß er sich, einen kleinen Fluß hinaufzugehen, um einen zum einsamen
Leben geeigneten Platz zu finden. Falls er zu einer bestimmten Zeit nicht
wieder zurück sei, bat er, ihm zu folgen und nach ihm zu sehen. Er ging an der
Undussa (Unditz) hinauf bis zum Lutenbach (Lautenbach), errichtete dort eine
Zelle, fastete und betete. Zwei Berge sind in der Nähe, der Castelberg (Heidenkeller
) und die Giselburg3 (Gisenburg), die Wohnung eines Königs Giso
(später: Gisiko, Gisokus). Es geschah, daß der Jäger des Königs hinter den
Hunden her auf der Jagd zu diesem Ort kam und den Heiligen zornig anfuhr:
er vergräme seinem Herrn das Wild. Als die demütige Antwort Landelins seine
Wut nicht besänftigte, empfahl dieser sich Gott, legte sich auf den Boden,
breitete Arme und Hände in Kreuzesform aus und erwartete betend das Ende.
Der Jäger tötete ihn auf vielfältige Weise4 und setzte die Jagd fort. Ein solches
Ende nahm der Gotteszeuge Landelin am 21. September5.

Bald brachen beim Haupt nach Osten, bei den Füßen nach Westen und bei jeder
Hand nach Norden und Süden vier (später: fünf) Quellen auf. (Jetzt, sagt
die Vita, sind es nur noch zwei. Die beiden bei den Händen sind durch eine unterirdische
Vorrichtung mit den anderen vereinigt, die so stärker fließen. Blinde
, die sich die Augen darin wuschen, sind sehend geworden, Kopfschmerzen
schwanden, Hautkranke wurden wieder heil.) Als Landelin nicht wiederkehrte
, schickte die Witwe ihre Kinder auf die Suche, folgte schließlich selbst mit
ihren Töchtern dem Lauf des Wassers und fand den Leichnam. Während sie
und die Töchter Baumäste holten, um für den Transport über den Rhein in eine
Kirche eine Bahre zu machen, blieb das blinde Mädchen beim Leichnam,
berührte ihn vorsichtig, salbte mit dem Blut des Heiligen ihre Augen und wurde
sehend. Als die Frauen den hl. Leib forttrugen, setzten sie die Trage mehrfach
ab, so auch an dem Ort, der Villa Monachorum (Münchweier)6 heißt. Da
sie ihn dann auf keine Weise mehr von der Stelle brachten, begruben sie ihn
dort. Eine der Töchter steckte dabei, um die Hand frei zu haben, den eichenen
Pilgerstab in den Grund, vergaß ihn und fand ihn anderntags schon grünend;

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