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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0105
1100 erreichten, Schweighausen einbeziehenden Zustand der vollen Besiedlung
. Andererseits fließt die Unditz, das Wasser, an dem Landelin hinaufgeht,
noch an Altdorf vorbei. Von den beiden Bergnamen der Vita, Kastelberch
(nicht -bürg) und Gisenburg, auf die Schwarzmaier als sichere Indizien einer
späten Entstehung hinweist14, ist allerdings nicht einmal die Gisenburg als
hochmittelalterlicher Burgname zu verstehen; die Anlagen, auf die sich die
Namen beziehen (heute: Heidenkeller und Gisenburg) sind zweifellos älter.

Mit dem 1125 zuerst belegten Abt Wernher, der vorher Mönch in St. Blasien
war, trat Ettenheimmünster „wie viele andere Bistumsklöster in den Reformkreis
von St. Blasien"15. Schwarzmaier vermutet, daß Wernher nach 1123, als
in Straßburg Bischof Bruno den kaisertreuen Bischof Kuno (mit Bischof Otto
von Hohenstaufen nach der Klage auch unserer Vita in Buch IV ein schlimmer
Bedrücker des Klosters) ablöste, als Abt eingesetzt wurde. Es ist die Zeit und
die Stimmung, aus der heraus die Aussagen der Vita verstanden werden können
. Es war nach Schwarzmaier ein „Charakteristikum der die älteren mona-
stischen Gründungen erfassenden Reformbewegung", „die verschüttete
Überlieferung über die Anfänge des Klosters aufzudecken und neu aufzuzeichnen
". So ging es auch in Ettenheimmünster den Mönchen des 12. Jahrhunderts
bei der Redaktion der Landelinsvita darum, „die Geschichte ihrer
Abtei um die in Legende und mündlicher Tradition verhafteten Vorgänge anzureichern
und diese stilistisch neuzuformen".

In den ersten Büchern hat das Kloster Landelin, von dem die eigene spärliche
Überlieferung nichts wußte, als Heiligen und Patron adoptiert und den
Grundbestand der Legende ausformuliert. In den letzten Büchern hat es seine
eigene, teilweise vielleicht schon vergessene Frühgeschichte so umgeschrieben,
daß der Anschluß an den neuen Patron (den auch schon das Martyrium am
Lautenbach herstellen sollte) sichtbar, die Tradition seiner Wunder und Verehrung
begründet und die angeblich uralte Selbständigkeit der Abtei gegenüber
Straßburg, besonders auch der Anspruch auf das Abteigut in Rufach,
herausgestellt wurde.

Die erzählten Wunder erscheinen angestückt, die Übernatürlichkeit der in
Buch III aus Münchweier berichteten ersten Mirakel ist an den Haaren herbeigezogen
. Sie liefern allenfalls lokale Einblicke: ein Priester Waltger wird genannt
; der Friedhof ist mit einer Mauer umgeben; die Heilung eines Besessenen
wird in einem seither in der Kirche angebrachten Bild dargestellt; beim
Kloster existiert ein Weinberg.

Die in ihrer jetzigen Gestalt etwa im 13. Jahrhundert vorliegende Vita eröffnet
auch die bis ins 20. Jahrhundert fortgesetzte Reihe der Münstertäler Wallfahrtsbüchlein16
: Die Wallfahrt zum hl. Landelin, seinem Grab und seinen
Quellen, die in Blüte steht und jeweils am Todestag ihren Höhepunkt erlebt,
wird publizistisch gerechtfertigt; Wunder werden nachgewiesen, Baedeker-
Einzelheiten mitgeteilt: so ist an den Quellen kürzlich gebaut worden, der

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