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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0108
Auf mehrere schwache Punkte in Barths eindrucksvoller Erörterung des Problems
hat Ralf Ritter 1973 aufmerksam gemacht25. Er erkennt eine frühe Verehrung
an, nimmt aber das Schweigen über Landelin in der frühen Klostergeschichte
sehr viel ernster und vermutet bis zur Vorlage neuen Materials, „daß
es sich eher um einen erfundenen Heiligen handelt" (S. 113). Ein Grundgesetz
in Landelins Geschichte greift die jüngste Darstellung auf, wenn sie in einem
geistvollen Spiel mit den Elementen der Überlieferung von den „fünf Toden"
des Heiligen spricht26.

3. Namen, Orte und Reliquien

Eine ganze Reihe wohlbekannter hagiographischer Topoi ist innerhalb der
Legende schnell dingfest zu machen: Das Lob der „Schotten", die irische
Herkunft, die Pilgerschaft, die Einsiedelei, das Verhalten der wilden Tiere,
der böse Jäger, die entspringenden Quellen, die Wirkung des Bluts, der grünende
Stab, die vom späteren Grab nicht mehr fortzubringende Trage. Einige,
der Vita offenbar vorgegebene Namen und Örtlichkeiten: der Name Landelin
selbst, der Aufenthalt in Altdorf, die Nennung von Münchweier könnten dagegen
historisch sein.

Der Name Landelin21 war im frühen Mittelalter nicht selten. Vor allem ist er
nicht keltisch, so daß (wie auch beim hl. Fridolin von Säckingen und dem
hl. Trudpert) schon der Name gegen einen Pilgermönch spricht. Der germanische
Stamm landa („Land") war als Name „von alters her sehr beliebt"28,
alleinstehend (Lando, auch der Name eines Papstes), als Vorderglied (Lant-
frid u.ä.) oder eben auch mit dem Deminutiv -lin. Landelin ist seit dem
5. Jahrhundert nachzuweisen und war im 7. Jahrhundert häufig29, aber auch
noch bis ins 11. Jahrhundert.30 Auch in der ältesten Profeßliste von St. Gallen
steht an achter Stelle der Name Landolinus31. Unser Märtyrer trägt also einen
fränkischen Namen und kam wohl, ob nun als Mönch und Missionar oder als
ein erster Geistlicher, wirklich von jenseits des Rheins, aus dem klosterreichen
Raum vom Oberrhein bis Belgien, in dem sich die fränkische Reichskultur
vom 6. bis zum 8. Jahrhundert ausbreitet, und in dem (besonders in Westfranken
) dieser sein Name belegt ist.

Die Lokaltradition hat nicht vergessen, Landelin (wie auch Fridolin) den
Rhein bei Kappel überqueren zu lassen. Überhaupt fällt Landelins Pilgerweg
vom Rhein bis ins Münstertal mit einer alten Verbindungsstraße zusammen.
Wo sie auf die Vorberge trifft, liegt Altdorf, ein Platz, den die Vita (1,6) zu
Recht einen vetustissimus vicus nennt. Altdorf mit seiner hohen Siedlungskontinuität
war sicher ein früher Ansatzpunkt der Erschließung und Mission.
Es wundert uns nicht, daß in unmittelbarer Nähe des Altdorfer Landelins-
brunnens, genau dort, wo der Heilige gewohnt haben soll, ein 1803—05 aufgedecktes
, wohl merowingisches Gräberfeld lag, dabei ein großes beigabenloses

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