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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0109
Steinplattengrab, das drei Skelette enthielt; alles wiederum ganz nahe bei noch
älteren, vermutlich gallorömischen Relikten32. — Landelins Altdorfer Gastgeber
Hedolf und der von Bischof Eddo eingesetzte erste Abt Helidulfus33 tragen
fast den gleichen Namen. Hat sich die Vita den Namen ausgeborgt? Da sie
Eddo als eigentlichen Gründer unterschlägt, wurde ja auch Helidulf zu anderer
Verwendung frei.

Was Münchweier angeht, so enthält die Vita-Abschrift in Ettenheimmünster
als letzte Seite den „Titulus Ecclesiae" einer Kreuzerhöhungskirche, bei der es
sich, wie auch eine spätere Hand am Rand vermerkt, um die Pfarrkirche von
Münchweier handeln muß34. Der Text ist ohne Zusammenhang und Kommentar
(wohl weil er nichts zu Landelin beitrug) angefügt, so wie die Mönchschronisten
gelegentlich ältere Nachrichten mitteilen: Am 18. Oktober 1098, in der
7. Indiktion, im Mondalter 29, unter Papst Urban II. und Kaiser Heinrich IV.,
hat Bischof Albert von Worms unter Assistenz von Bischof Otto von Straßburg35
diese Kirche zu Ehren der Heiligen und Ungeteilten Dreifaltigkeit, des
Siegreichen Kreuzes, Aller Heiligen und des Tagesheiligen, des hl. Evangelisten
Lukas, geweiht. Der Altar enthält Reliquien vom Grab des Herrn, vom
Kleid der hl. Jungfrau Maria, von den Aposteln Petrus und Paulus, vom
hl. Erzmärtyrer Stephanus, dem hl. Markus, von den Leibern der Unschuldigen
Märtyrer (Kinder), den Haaren des hl. Bischofs Martin, vom hl. Nikolaus
, dem hl. Bischof Lupicius (?), dem Bischof Germanus, von der Albe des
hl. Papstes Leo, der hl. Jungfrau Walpurga.

Die eigentliche Grabeskirche des Heiligen, wo der Legende nach von altersher
seine Gebeine verehrt werden, die aber stets und bis heute zuerst eine Hl. Kreuz-
Kirche war36, enthält also bei ihrer Weihe 1098 keine Landelinsreliquie; er
wird überhaupt nicht genannt. Es scheint, als ob ein anerkannter Kult Landelins
in Münchweier vor 1100, d.h. vor der Zeit unserer Vita, nicht bestanden
hat. Dazu paßt, daß das ebenfalls alte Kalendar von Gengenbach Landelin
nicht enthält, so wenig wie die überörtlichen Martyrologien ihn kennen. Auch
in Ettenheimmünster, das der Straßburger Gottesmutter, dem Täufer und
dem hl. Petrus geweiht war, wurden in Kirchen und Kapellen andere Heilige
verehrt; erst 1268 werden Reliquien von ihm in den Klosteraltären
aufgeführt.37 In den Anfängen gab es nur einen lokalen, vielleicht nur auf
Straßburg beschränkten Kult, und auch dort wurde seiner ja nur in der liturgisch
schwächeren Form einer commemoratio gedacht.

Im hohen Mittelalter aber umspannt ein reger Wallfahrtsbetrieb die beiden
Brennpunkte der Verehrung: den legendären Ort des Martyriums mit den heilkräftigen
Quellen, hier vielleicht einen alten Naturkult wieder aufnehmend,
und „St. Landelins Begräbnis" in Münchweier. Über die frühen Vorgängerbauten
der heutigen barocken Wallfahrtskirche sind wir nur ungenügend unterrichtet
; erwähnt wird eine Kirche in Lutenbach in einem für ihre Wiederherstellung
ausgestellten Ablaßbrief von 150138. Bis zu seiner Aufhebung ließ

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