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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0114
waren sehr brüchig und mürbe, so daß sie kaum eine Berührung vertrugen.
Das spricht offensichtlich dafür, daß die Gebeine sehr lange Zeit im Erdreich
gelegen haben. Wäre die Beisetzung in einem Sarg schon in alter Zeit geschehen
, so würden die Knochen eine gewisse Festigkeit zeigten (. . .)." „Im Erdreich
fanden sich auch noch eine Anzahl Mörtelstücke vor. Wohl von Mauern
, mit denen das Grab eingefaßt war. Ein Knochenteil wurde gefunden, an
dem ein Mörtelstück klebte. Man scheint also in nächster Nähe dieser Gebeine
einmal gemauert zu haben. Hat man da diese Knochen nicht beachtet?"

Aus Fragmenten von zwei Zähnen, deren Kauflächen sehr abgenützt waren,
schließt Stumpf! auf einen älteren Menschen; er stellt nebenbei auch fest, daß
ein als Landelinsreliquie bezeichneter Zahn in der Ettenheimer Pfarrkirche
„völlig diesen Zähnen gleicht". Sichere Schlüsse darüber, ob die Schädelkalotte
im Münstertäler Reliquiar zu diesen Gebeinen gehöre, ließen sich nicht
ziehen; es seien in Münchweier „zu wenig Überreste des Schädels erhalten".
Auszuschließen sei es nicht; dann müsse die Schädelreliquie aber schon „in alter
Zeit dem Grab entnommen" worden sein: „sie weist teilweise noch die
Knochenrinde auf", ist „von großer Festigkeit und von einer Kompaktheit,
von der bei den Münchweirer Schädelstücken aber auch nicht das Geringste zu
bemerken ist". Pater Stumpf! kommt zu dem im Hinblick auf die Erwartungshaltung
des Ordinariats und der Ortspfarrer bemerkenswert zurückhaltenden
Schluß: „Es ist in einem uns unbekannten, aber sicher nicht allzu fernen
Zeitpunkt (könnte man an das 16. Jahrhundert denken?) ein Grab, das
die Volksüberlieferung für die Ruhestätte eines heiligen Mannes hielt, geöffnet
und der verfallene Überrest eines Skelettes in einem Steinsarg geborgen
worden. Freilich darf man sich nicht verhehlen, daß es sich um irgend ein altes
Grab gehandelt haben kann."

Anfang April 1941 hatte Stumpf! schon über seine Inspektion der Schädelreliquie
berichtet: es sei „ein Schädelstück, und zwar ein größerer Teil des rechten
Scheitelbeines mit einem kleinen Anteil des linken Scheitelbeines und einem
größeren Fragment des Hinterhauptbeines". Das Gebein gehöre vermutlich
„einem kräftigen, männlichen Skelett" an, und „dieser Mensch stand dem
Aussehen nach doch schon in vorgerücktem Alter". „Die braunglänzende
Stelle in der Mitte scheint dafür zu sprechen, daß das Gebein verehrungshalber
berührt und geküßt wurde (. . .)." Diese Reliquie erklärt Stumpf! für
glaubwürdig; seinen Zorn erregt aber ein Kinnladenstück, das sich in einem
Holzschädel mit barocker Fassung befindet, der in der Prozession ebenfalls
herumgetragen werde. Die Kinnlade sei von „abnormer Kleinheit", „wahrscheinlich
hat (sie) einem alten, weiblichen Individuum von geradezu zwerghaftem
Aussehen zugehört".

Der Neubau der Münchweirer Kirche 1828, der die erste protokollierte Erhebung
der Gebeine nach sich zog, hat noch andere Funde geliefert. Im Nachlaß
von Prof. Heinrich Schreiber (1793—1872)50 liegt der Bericht des Bauleiters,

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