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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0115
des Architekten Berger vom 27. 4. 1828 über drei Steinplattengräber, die einige
Tage vorher ,,bey dem Fundamentgraben der neuen Kirche in Münch Weyer
, auf eben jener Stelle, wo die alte gestanden" aufgedeckt worden waren.
Der erste Sarg lag 9 Schuh 8 Zoll (2,94 m) tief und bestand aus fünf Teilen,
„nemlich 2 Seiten ein ober und unter Stück und der Deckel, Bodenstein war
keiner vorhanden. Der ganze Sarg mißt in der Länge im Licht 7 Sch. 8 Z. (2,34
m), hoch 1 Sch. 6 Z. (48 cm), breit 1 Sch. 9 Z. (57 cm). Sämtliche Steine waren
8 Z. 3 Linien (24,9 cm) dick. In demselben befand sich noch ein sehr gut erhaltenes
Todtengerippe 6 Sch. 9 Z. (2,07 m) lang, die rechte Hand unter dem
Kopf liegen, wie es bey vielen Schlafenden zu sehen ist. Im Schädel befand
sich etwas links beynahe in der Mitte desselben ein eckiges Loch 6 L. (1,8 cm)
breit. Der linke Vorderarm war nirgends zu finden, sonst fehlte nicht ein einziges
Knöchelchen, die Zähne waren alle vorhanden und gesund. Dem Gerippe
nach muß der ganze Körperbau regelmäßig und schön gewesen sein." Ein
zweiter, ähnlicher Sarg, 2,88 m tief liegend, war 15 cm länger; dem „ganz gut
erhaltenen (. . .) Gerippe (. . .) mangelten etwelche Backenzähne". „Zwischen
den Füßen dieses Gerippes (lag) ein zweytes (. . .) welches aber dem
Kopfe und Armknochen nach etwas kleiner gewesen seyn muß (. . .). Es lag
auf einem ganz kleinen Räume, und die Theile so aufeinander, daß man glauben
sollte, der Körper seye in mehrere Stücke zerhauen worden, viele kleinere
Gebeine wurden von demselben gar nicht vorgefunden."

Bei dem dritten, etwas später freigelegten Steinsarg fällt es Berger auf, daß er
21 Z. (63 cm) „tiefer in der Erden lag, als das Fundament der alten Kirche,
welches 9 Sch. 5 Z. (2,85 m) Tiefe hatte" und anders gelagert war („die Füße
zeigten ganz gegen Norden"). Hier waren die Gebeine in schlammiger Erde
schlecht erhalten; „der linke Arm lag über der Brust". Berger fand trotz
intensiver Suche keine Beigaben in den Gräbern51, auch kein Zeichen auf den
roten Sandsteinen, die er in die neue Kirche vermauern ließ.

Leider konnten die Münchweirer Gräber (so wenig wie die Altdorfer) noch
nicht, wie das etwa in Burgheim möglich war, mit den Mitteln der modernen
Archäologie untersucht werden. Es könnte sich um ein kleines Steinplatten -
grabfeld der spätmerowingischen Zeit gehandelt haben — aus dem 7., eher
schon dem 8. Jahrhundert. Bestand hier ein größeres, durch den mittelalterlichen
Friedhof früh zerstörtes Gräberareal, oder waren dies einige wenige, besondere
Bestattungen, die in einer ersten Kirche angelegt worden sind oder
über denen sie erbaut wurde? Zumindest einer der Toten ist gewaltsam ums
Leben gekommen. Es scheint fast, als ob die Gräber die hervorgehobene Rolle
Münchweiers in der Landelin-Tradition bestätigen wollten52.

Auch über den Ursprung der Reliquien in Münchweier bleiben nicht mehr als
Vermutungen. Möglicherweise hat man schon beim Ausheben und Legen der
Fundamente für den 1098 geweihten Bau das alte Grabfeld angeschnitten und
eins (oder mehrere) der Gräber aufgedeckt (die anderen wurden ja erst 1828

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